Brandenburg: Konkurrenz-Kliniken müssen gemeinsam operieren
Der Berliner Senat drängt die landeseigenen Klinikunternehmen Charité und Vivantes zur Zusammenarbeit
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Der Berliner Senat drängt die landeseigenen Klinikunternehmen Charité und Vivantes zur Zusammenarbeit Berlin – Das Land erhöht den Druck auf die beiden landeseigenen Klinikunternehmen, Vivantes und Charité, endlich wie gewünscht zu kooperieren, um Geld sparen zu können. Nachdem die beiden Vorstände im Mai 2004 eine Absichtserklärung zur Kooperation unterzeichnet hatten, geschah außer weniger Spitzentreffen nicht mehr viel. Nun verlor der Senat die Geduld: Die Gesundheitssenatorin, der Wissenschafts- und der Finanzsenator luden gemeinsam die Klinikchefs Anfang der Woche zu einem „Workshop“. Das Ergebnis: Beide Krankenhausunternehmen müssen ein Konzept für die strategische Zusammenarbeit vorlegen – und bis August diesen Jahres soll ein Teil davon schon umgesetzt sein. So wolle man den Häusern von Vivantes baldmöglichst den Status „Akademische Lehrkrankenhäuser der Charité“ zurückgeben, heißt es aus dem Universitätsklinikum. Dieser prestigeträchtige Titel war Vivantes vor zwei Jahren entzogen worden. Die damalige Charité-Führung klagte, dass ihr Vivantes Patienten abspenstig mache, und man diese unerwünschte Konkurrenz nicht auch noch belohnen wolle. Noch immer ist dieser Vorwurf zu hören. Derzeit versorgt Vivantes pro Jahr rund 180 000 Patienten stationär. Die Charité behandelt weitere 117 000 – das sind 43 Prozent aller jährlich 690 000 stationären Patienten in Berlin. Da kommt man sich auch schon mal ins Gehege, zumal beide Häuser in ihren Unternehmenskonzepten einen Patientenzuwachs anstreben. Eine Zusammenarbeit wird schwierig, auch wenn Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (PDS) in der Antwort auf eine große parlamentarische Anfrage meint: „Vivantes betreibt keine Werbung von Patienten zu Lasten der Charité, derartige Maßnahmen sind auch nicht geplant.“ Auch in anderen möglichen Kooperationsfeldern gibt es derzeit eher Hindernisse. So sollen die Kliniken in den Servicebereichen, wie Küche, Wäscherei oder Gartenpflege, zusammenarbeiten und durch Synergien Geld sparen. Doch wie berichtet will die Charité diesen gesamten Bereich einer eigenen Tochterfirma überantworten und sucht dafür europaweit einen privaten Partner. Vivantes hat dafür schon vor längerer Zeit mehrere verschiedene Tochterunternehmen gegründet. Diese Kooperationschance hat die Charité zunächst also ausgeschlagen – auch wenn sich Vivantes dem Vernehmen nach mit seinen eigenen Töchtern an der Ausschreibung beteiligt. Dann sollen die Kliniken wenigstens im Mahn- und Abrechnungswesen gemeinsame Sache machen, gaben die Senatoren den Vorständen mit auf den Weg. Denkbar sei, dass beide dafür eine einzige Servicegesellschaft aufbauen. Und schließlich gäbe es auch in der Fort- und Weiterbildung des medizinischen Personals die Möglichkeit, Kapazitäten zu bündeln. Dies jedoch ist auch ein Bereich, in dem die Charité Geld verdienen will. Denn eines der 17 Zentren, in denen das Universitätsklinikum laut Unternehmenskonzept seine derzeit 128 Kliniken und Institute vereinen will, soll eben eine profitorientierte Akademie für Fort- und Weiterbildung sein. Ein bisschen Konkurrenz zwischen beiden Landesunternehmen aber soll bleiben. Nur so könne man ökonomische Reserven ausfindig machen, sagen die Senatoren. Deshalb wolle man den eigenverantwortlichen Vorständen auch so wenig wie möglich in ihre Arbeit hineinreden.
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