Brandenburg: Kunststoff aus Biomasse
Heute wird Plattform für Bioraffinerien gegründet
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Potsdam – Eine Technologie-Plattform „Brandeburger Bioraffinerien“ wird sich heute in Potsdam gründen. Über 50 Institutionen aus Forschung und Wirtschaft treffen sich dazu an der Potsdamer IHK, zahlreiche davon wollen an dem Netzwerk partizipieren. Dies war gestern vom Büro der Potsdamer Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein (SPD) zu erfahren, die das Netzwerk zusammen mit der Forschungsplattform „Ländliche Räume Berlin/Brandenburg“ angeschoben hat. Aus Potsdam sollen unter anderem das Institut für Agrartechnik (ATB) in Bornim, die Universität Potsdam und das Institut für Getreideverarbeitung (IGV) Rehbrücke mit dabei sein. Federführend sind das Institut Biopos in Teltow sowie das Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) in Müncheberg.
Hintergrund des Vorhabens ist die zu erwartende Verknappung von Erdöl als Ressource für die chemische Industrie. Ende vergangenen Jahres hatte Wicklein einen Antrag in den Bundestag eingebracht, der auf eine stärkere Förderung der Forschung auf diesem Gebiet abzielt. Ein gutes Beispiel für das Vorhaben ist die Pilotanlage für Wertstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen am Bornimer ATB. Aus Roggen wird hier Milchsäure gewonnen, die in der chemischen Industrie benutzt werden kann, um beispielsweise Kunststoffe herzustellen. Ziel ist es weiterhin, als Rohstoff Biomasse zu nutzen, die nicht für den Lebensmittelsektor benötigt wird, also biologische Reststoffe. Dazu müsse allerdings noch viel Forschungsarbeit in die Anlagen gesteckt werden.
„Im Zusammenschluss vieler verschiedener Einrichtungen können wir eine kritische Masse bilden, um mit anderen konkurrierenden Bundesländern, etwa Hessen und Nordrhein-Westfalen, Schritt halten zu können“, sagte Wicklein den PNN. Wichtigstes Ziel sei dabei die Kooperation mit der Wirtschaft. „Das ist noch eine Schwachstelle“, so die Abgeordnete. Im Raum Berlin-Brandenburg existieren eine Vielzahl von Forschungseinrichtungen, die sich mit dem Thema befassen. Hier sei eine stärkere Profilierung nötig. „Brandenburg kann auf diesem Gebiet noch mehr“, sagte Wicklein.
Die schrittweise Umstellung auf nachwachsende Rohstoffe in der chemischen Industrie erfordert nach Ansicht der beteiligten Forschungseinrichtungen völlig neue Ansätze in Forschung, Entwicklung und Produktion. Um die Forschungsanstrengungen in Deutschland zu bündeln, plant die Bundesregierung ein Bioraffinerie-Cluster im ostdeutschen Chemiedreieck. „Als Partner im Clusterprozess bietet sich Brandenburg an“, erklärte Wicklein. Die Standortbedingungen seien hervorragend. Brandenburg habe zudem von Anfang an die Entwicklung mitgetragen: „Forschungseinrichtungen und Unternehmen haben gemeinsam mit europäischen und amerikanischen Einrichtungen und der Industrie die ,Internationalen Bioraffinerie-Systeme’ entwickelt, die heute Vorlage für Forschung, Entwicklung und industrielle Umsetzung sind“, so die Initiatoren. Jan Kixmüller
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