zum Hauptinhalt

Brandenburg: KZ-Überlebender Mark Tilewitsch gestorben

Oranienburg - Jetzt wird traurige Realität, wovor Günter Morsch, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, immer gewarnt hatte: Die Zeitzeugen, jene, die die Konzentrationslager der Nazis überlebt haben, sterben. Eine ganze Generation, die berichten konnte über den Terror im Dritten Reich, geht.

Stand:

Oranienburg - Jetzt wird traurige Realität, wovor Günter Morsch, Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, immer gewarnt hatte: Die Zeitzeugen, jene, die die Konzentrationslager der Nazis überlebt haben, sterben. Eine ganze Generation, die berichten konnte über den Terror im Dritten Reich, geht. Vor wenigen Tagen war der Präsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees, der Franzose Roger Bordage, im Alter von 92 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Am Donnerstag gab Morsch bekannt, dass nun auch Mark Tilewitsch, Ehren-Vizepräsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees, am Montag im Alter von 95 Jahren in Moskau verstorben ist.

Tilewitsch war langjähriger Vizepräsident und wurde 2015 Ehren-Vizepräsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees (ISK). Zudem war er Mitglied im internationalen Beirat der Gedenkstättenstiftung. Welch wichtige Rolle er für die pädagogische Arbeit der Gedenkstätte hatte, weiß Stiftungsdirektor Morsch nur zu gut: „Mit seiner zugleich sanften, menschenfreundlichen und sensiblen Art gelang es Mark Tilewitsch stets, die Jugendlichen, die seinen Berichten zuhörten, zu fesseln und ihre emphatischen Empfindungen anzusprechen“, sagt Morsch. Und es sei vor allem Tilewitsch zu verdanken, dass zahlreiche KZ-Überlebende aus Russland zu den runden Jahrestagen der Befreiung 1995 und 2005 an die Orte ihres Leidens zurückkehren konnten.

Tilewitsch kam im Juli 1922 in Moskau zur Welt, als junger Soldat in der Roten Armee war er an der Grenze stationiert und geriet nach dem Überfall des Deutschen Reiches in deutsche Kriegsgefangenschaft. Der Aussonderung als Politoffizier und Jude entging er. Nach zwei Fluchtversuchen aus dem Kriegsgefangenenlager steckte ihn die Gestapo 1943 in das KZ Sachsenhausen. Dorthin, wo im Herbst 1941 mehr als 10 000 sowjetische Kriegsgefangene ermordet worden waren. Er überlebte im Frühjahr 1945 den Todesmarsch. Nach dem Krieg wurde er Auto-Journalist und war im sowjetischen Komitee der Kriegsveteranen aktiv. Mehrere Jahrzehnte war Tilewitsch als Vertreter erst der Sowjetunion, dann Russlands im Internationalen Sachsenhausen Komitee aktiv und seit 1993 Mitglied im internationalen Beirat der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Auf seine Initiative hin entstand 2001 die Sonderausstellung zum 60. Jahrestag der Mordaktion an sowjetischen Kriegsgefangenen. Daneben widmet sich die Mark-Tilewitsch-Stiftung der historischen Erinnerung. axf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })