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Allein unter Abgeordneten. So sieht es aus, wenn man vom BER-Untersuchungsausschuss als Zeuge befragt wird.

© Britta Pedersen/dpa

Brandenburg: Landrat glaubt an BER-Start 2017

Landrat Stephan Loge weigerte sich 2012 den Schönefelder Flughafen freizugeben - ohne Brandschutz Jetzt ist er zuversichtlich, denn am BER werden plötzlich Termine gehalten - eine neue Erfahrung für ihn.

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Berlin/Potsdam - Der Mann ist aus schlechter Erfahrung misstrauisch, wenn es um den neuen Airport in Schönefeld geht. Doch neuerdings hat selbst er ein gutes Gefühl. So sagt es jedenfalls Stephan Loge, 55, Landrat des Kreises Dahme-Spreewald und damit auch Chef der für den BER zuständigen Baugenehmigungsbehörde. Er hat einen unabhängigen Einblick, was am BER los ist.

Sein Amt war es, das sich 2012 strikt weigerte, die Flughafen-Baustelle für den Flugbetrieb, für die Abfertigung von Millionen Passagieren freizugeben, was die damaligen Verantwortlichen bis zuletzt ernsthaft vorhatten. Ist die nun für das zweite Halbjahr 2017 angepeilte Eröffnung realistisch? „Diesmal glaube sogar ich daran“, sagt Loge.

Am Freitag wurde er im BER-Untersuchungsausschuss des Abgeordnetenhauses gehört. Zur aktuellen Lage am BER äußerte er sich zuversichtlich. Klar, auf seine Behörde, die schon andere große Projekte mit schwierigem Brandschutz wie etwa Tropical Islands oder das A10-Center begleitet habe, lässt Loge sowieso nichts kommen. „Wir können das.“ Diese Replik auf den früheren Flughafenchef Hartmut Mehdorn, der das kurz vor seinem Abtritt öffentlich in Zweifel gezogen hatte, konnte er sich nicht verkneifen.

Seine Zuversicht stützt Loge auf die für ihn neue Erfahrung, dass beim Flughafen „fast durchgängig Strukturverbesserungen“ und Verlässlichkeit eingezogen sind. „Termine werden inzwischen gehalten.“

Der Zeitpunkt, an dem er die Wende festmacht? „Seit einem halben, dreiviertel Jahr.“ Da kam Technikchef Jörg Marks. Vorher habe es – auch nach der geplatzten Eröffnung – Stillstand und ein Vakuum in der Führung gegeben. Nein, auch von Hartmut Mehdorn, von dessen Schnellschüssen, hielt Loge nicht viel.

Nun aber geht der Landrat davon aus, dass bis Ende April der angekündigte Bauantrag für den nötigen Umbau der Entrauchungsanlage eingereicht wird, der sogenannte fünfte Nachtrag. Denn die Zeit ist nach wie vor eng. Im Herbst 2016 läuft die Baugenehmigung für das Terminal aus, wie er bekräftigte. Vorher müsse die Fertigstellung eingereicht, das Gebäude abgenommen sein. „Danach gibt es keine rechtlichen Spielräume mehr.“

Und die Vergangenheit, die Monate vor der geplatzten Eröffnung 2012? Noch heute ist Loge einigermaßen fassungslos, mit welcher Chuzpe die damalige Geschäftsführung agierte, wie ihm Baugeschäftsführer Manfred Körtgen noch am 6. Mai 2012 – zwei Tage vor der Absage – versicherte: „Wir schaffen es.“ Oder wie der ihn ein paar Wochen vorher zu beeinflussen versuchte, mit dem Hinweis, dass für den Landrat bei der für den 24. Mai 2012 geplanten Eröffnungsfeier ein Platz in den ersten Reihen reserviert würde, „hinter der Kanzlerin“. Er habe geantwortet, so Loge, dass er nicht teilnehmen werde. „Wenn Tausende Leute auf einer Baustelle feiern“, habe er als oberster Katastrophenschützer andere Pflichten. Politischen Druck, etwa vom damaligen Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD), hat es laut Loge dagegen nicht gegeben. Doch nach seiner Aussage war der Flughafen bereits seit dem 13.März 2012 informiert, dass die beantragte Mensch-Maschine-Lösung für den Brandschutz – Hunderte Studenten in orangenen Westen sollten im Zweifel die Brandtüren schließen – keine Aussicht auf Genehmigung hatte. „Das klappt nicht.“ Doch selbst Loge hat damals das Ausmaß des BER-Desasters nicht für möglich gehalten. „Das haben wir erst gesehen, als die Deckenplatten abgenommen wurden.“

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