Rabbinerausbildung: Landtag bekennt sich zu jüdischer Fakultät
Brandenburgs Landtag hat sich für eine Stärkung der Rabbinerausbildung ausgesprochen. Das Abraham Geiger Kolleg solle seine Ausbildung jüdischer Geistlicher in dem Bundesland fortsetzen, erklärte das Parlament am Mittwoch in Potsdam.
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Potsdam - Noch in diesem Jahr könnte an der Universität Potsdam eine jüdisch-theologischen Fakultät gegründet werden. Das stellte Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) am Mittwoch im Landtag in Aussicht. Bis zur Sommerpause will sie einen Gesetzentwurf vorlegen, mit dem das Hochschulgesetz die Berufung konfessionsgebundener Professoren ermöglichen würde. „Der eigentliche Rechtsakt der Fakultätsgründung fällt in die Zuständigkeit der Universität.“
Zugleich fasste der Landtag einstimmig einen Beschluss, der zunächst einmal ein gewichtiges Zeichen setzt, um das Abraham Geiger Kolleg in Potsdam zu halten. Denn der Rektor des Geiger-Kollegs, Walter Homolka, hatte sich auch in Thüringen und Bayern umgeschaut und dort erfolgreich die Chancen ausgelotet, um die erste jüdisch-theologische Fakultät in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg zu gründen.
Die Allgemeine Rabbinerkonferenz des Zentralrats der Juden in Deutschland begrüßte den Parlamentsbeschluss. Dies sei ein „zeichenhafter Beschluss“ und „ein bedeutender Meilenstein“. Tatsächlich aber bewirkt der Beschluss nicht viel. Homolka sagte den PNN, er begrüße diese „wichtige politische Willensbekundung“, die er bislang vermisst habe. Damit sei Brandenburg jetzt auf dem Stand Thüringens, wo Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) die jüdische Fakultät an der Universität Erfurt zur Chefsache erklärt und breite finanzielle Unterstützung zugesagt hatte. Brandenburgs Landtag bittet jetzt die Universität Potsdam, ihre Zusammenarbeit mit dem Geiger Kolleg zu intensivieren sowie „alle Maßnahmen zur Institutionalisierung der jüdischen Theologie zügig zu beraten“. Die rot-rote Regierung soll das Vorhaben unterstützen.
Diese klare Rückendeckung war bislang von Homolka, aber auch von der Linke-Fraktion vermisst worden. Der Linke-Abgeordnete Peer Jürgens sprach von „etlichen Irritationen auf Landesebene“. Das „starke landespolitische Signal“ für das Geiger Kolleg und die Fakultät „war allen Beteiligten offenbar nicht präsent“ – ein Seitenhieb auf den Koalitionspartner SPD und Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos), denen mehrfach vorgeworfen wurde, zu zögerlich zu sein.
Homolka sagte, es sei noch vieles unklar: „Ausstattung, Unterbringung und Rechtsform.“ Uni-Präsident Oliver Günther hatte sich zwar ausdrücklich zur Fakultät bekannt, seit Dezember 2011 befasst sich eine Arbeitsgruppe mit den Details. Doch die Finanzierung aus dem klammen Hochschuletat ist keineswegs sicher. Kunst wollte in den ersten Haushaltsgesprächen mit Finanzminister Helmuth Markov (Linke) 1,5 Millionen Euro für sechs Professuren anmelden. Weil Kunst aber bis Anfang 2013 die Besoldung von Professoren neu regeln muss und dafür höhere Kosten erwartet werden, sind die Spielräume eng. Anlass ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe, wonach hessische Professoren zu schlecht bezahlt werden.
Für Potsdam und Brandenburg geht es jedenfalls um sehr viel. Seit 2001 werden an dem Geiger Kolleg, künftige Rabbiner für jüdische Gemeinden in ganz Europa ausgebildet. Gemeinsam mit dem 1994 eingerichtten interdisziplinären Studiengang „Jüdische Studien“ ist Potsdam in dieser Hinsicht europaweit viel beachtet. Das Geiger Kolleg soll nun als Basis dienen für die jüdisch-theologische Fakultät als Teil eines Jüdischen Zentrums Berlin-Brandenburg. Dort sollen künftig die beiden großen Strömungen des Judentums, liberal und konservativ, vertreten sein, weshalb das Zentrum von Fachleuten als einzigartig in Europa bezeichnet wird. Hintergrund für die Pläne ist die vom Bund angestrebte Gleichstellung der Imam- und der Rabbinerausbildung mit den christlichen Theologien auf Ebene der Hochschulen in Deutschland. Der Wissenschaftsrat, die Rabbinerkonferenz und die Kultusministerkonferenz stehen zum Standort Potsdam, dies auch, weil Berlin-Brandenburg gegenwärtig zu einem Zentrum des neu erwachenden jüdischen Lebens in Deutschland entwickelt.
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