Brandenburg: Langerwisch oder Tiemann?
Wenn frustrierte Wähler in Brandenburg (Havel) zu Hause bleiben, könnte es zur Stichwahl kommen
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Wenn frustrierte Wähler in Brandenburg (Havel) zu Hause bleiben, könnte es zur Stichwahl kommen Von Thorsten Metzner Brandenburg (Havel). Ein Wetter, da traut sich kaum ein Hund auf die Straße. Es schüttet wie aus Kübeln. Wie ausgestorben liegen die Dörfer rings um die Stadt Brandenburg da. In Brandenburg selbst – merkwürdigerweise ein ganz anderes Bild. Nicht nur im Wahllkokal in der Heinrich-Heine-Schule gegenüber dem früheren Siemans-Martin-Stahlwerk herrscht bereits vor 10 Uhr bemerkenswert reger Andrang. Schlangen bilden sich zwar keine. „Doch es kommen fortlaufend Wähler“, erzählt Wahlvorsteher Helge Schulze. Im Vergleich zu den letzten Wahlen sei jedenfalls kein Unterschied zu bemerken. Tatsächlich liegt um 14 Uhr die Wahlbeteiligung in der Havelstadt bei 26 Prozent, höher als bei der Bundestagswahl im vorigen Jahr. Was die Brandenburger trotz des miesen Wetters vor allem an die Urnen zieht: Sie wählen an diesem Wahlsonntag nicht nur eine neue Stadtverordnetenversammlung, sondern auch einen neuen Oberbürgermeister, nachdem der erst vor einem Jahr gewählte SPD-Amtsinhaber Helmut Schmidt aus Krankheitsgründen das Handtuch warf. Wird der frühere Polizeichef und jetzige Bürgermeister Norbert Langerwisch neues Stadtoberhaupt, oder schafft es die CDU-Unternehmerin Dietlind Tiemann, die traditionelle SPD-Hochburg zu gewinnen? Das bewegt die Gemüter. Zwar ist die Frage für Edda und Günter Schimming, die am Morgen in der Heine-Schulen ihre Stimmen abgeben, entschie-den. „Natürlich Langerwisch, er steht mit beiden Beinen im Leben.“ Klar, auch das Renter-Ehepaar ist mit der SPD unzufrieden, mit den rot-grünen Reformen. „Aber das alles hat mit der Stadt ja nichts zu tun.“ Doch auch der Name Tiemann fällt häufig, besonders bei Jüngeren. Kommt es zum Kopf-an-Kopf-Rennen, das viele vorher erwartet haben? SPD-Kandidat Langerwisch, der am Nachmittag ins Rathaus eilt, ist die Erleichterung nach den ersten Nachrichten zur Wahlbeteiligung anzumerken. „Aber wird der Trend bis 18 Uhr anhalten?“, fragt er. Insgesamt habe er ein „gutes Gefühl“, dass er bei der Oberbürgermeisterwahl vor seiner Kontrahentin liegen werde. Denn eigentlich ticke diese Stadt nicht so, dass sie „mehrheitlich schwarz wählt“, ist er überzeugt. Doch wenn frustierte SPD-Wähler zu Hause bleiben Es wird knapp. Nicht nur Langerwisch, auch seine Kontrahentin Dietlind Tiemann, rechnet damit, dass keiner der beiden Favoriten im ersten Wahlgang über die 50-Prozent-Hürde kommt. „Man muss realistisch sein.“ So wird in vielen Wahllokalen die Wahlbenachrichtungskarten gleich wieder mitgegeben. „Für die Stichwahl.“ Sie rechne jedoch fest damit, dass die Union stärkste Partei wird, erzählt Tiemann. Doch der Brandenburger ist bisweilen unberechenbar.
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