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Brandenburg: Latex und Pluderhose

Von Techno-Trend bis Strick-Schick: Das Publikum bekommt einiges zu sehen

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Dirk Schönberger geht gern in Berlin aus. Das weiß, wer seine Kollektion am Donnerstagabend im Berghain gesehen hat. Das Gelände des Clubs in Friedrichshain hatte sich der Chefdesigner der Marke Joop für die Präsentation seiner Jeanslinie ausgesucht. Was Schönberger in der rauen, bunt beleuchteten Kraftwerks halle zu Orgelklängen zeigte, schien er direkt aus dem nicht so braven Nachtleben übernommen zu haben: Latex stiefel, Polohemden aus Lack, Trägerhemden als Rock getragen, dazu jede Menge asiatische Mangafantasien, Kimonomäntel, -jacken und -kleider mit Stachelnieten an den Schultern. In Düsseldorf, wo das Hamburger Unternehmen traditionell seine Kollektionen präsentierte, hätte die Schau wohl ratloses Kopfschütteln verursacht, aber da ein Großteil der Zuschauer zu den regelmäßigen Gästen des Berghains gehört, freuten die sich einfach über eine starke Kollektion.

Der Freitag gehörte dann vor allem den Berliner Designern. Mischa Woeste war die Erste, die bewies, dass sich die Mode aus Berlin weiterentwickelt und sich viele junge Designer vom Etikett „Nachwuchs“ lösen wollen. Kurz gesagt ist die Kollektion von Smeilinener wie immer: bunt, sehr bunt. Aber auch: erwachsener. Die Strickkleider mit Sternenmuster haben nichts von ihrer Verspieltheit verloren, sehen aber nicht mehr aus wie ein zu Stoff gewordener Comic.

Begonnen hatte der zweite Tag mit Mode aus London von Basso & Brooke. Christopher Brooke und Bruno Basso zeigen, zu was Designer fähig sind: Sie schichten, falten, quetschen glänzende, matte, transparente Stoffe zu Kleidergebilden. Nun ja, tragbar ist das nicht, aber das muss Mode ja auch nicht immer sein.

Ernst nehmen sollte man auch Bernadette Penkov, die sich in dieser Saison mit dem Porzellanhersteller KPM zusammengetan hat. In dessen Hauptquartier zeigte sie weiße Kleider mit Porzellanaccessoires, wie Knieschonern oder Schulterepaulette.

Schon zum zweiten Mal war das Designduo c.neeon zu Gast im Kunstgewerbemuseum, wo die Preisabräumer unter den Berliner Designern vor zwei Jahren eine Ausstellung hatten. Sie bringen Muster auf großen Flächen, die in 3-D-Format gebracht werden. Dass die beiden Designerinnen im Herbst zum ersten Mal in Paris eine eigene Modenschau haben werden, war den Kleidern anzusehen.

Ein Preis wurde auch verliehen: Der Münchner Marcel Ostertag darf für das Warenhaus Karstadt eine Kollektion entwerfen und auch dort verkaufen. Nicht zum ersten Mal hat ihm Berlin Glück gebracht – im vergangenen Herbst gewann Ostertag beim Designwettbewerb des Champagnerhauses Moët Chandon.

Wer da noch fehlte? Der neue Berliner Modekönig Michalsky. Wie schon Hugo Boss hat er erkannt, dass Wedding die neue Mitte ist – und lud seine Gäste in die Uferstraße. Grit Thönnissen

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