Gegen Unterrichtsausfall: Lehrer machen ihrem Ärger Luft
Brandenburger Lehrer sorgen sich um die Qualität der Bildung an den Schulen. Es fehlt Geld für neue Lehrer, monieren sie und lassen Unterricht ausfallen. Das Ministerium reagiert wenig erfreut.
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Brandenburg an der Havel - Es ist ein Moment, an dem sich all der angestaute Frust einmal entlädt: Im „Stahlpalast“ in Brandenburg an der Havel spenden 1500 Lehrer dem jungen Kollegen aus Teltow tosenden Beifall, der allen im Saal mit seinem persönlichen Bericht aus dem Schulalltag gerade aus der Seele gesprochen hat. Eigentlich sei er als Sozialpädagoge und als Zweitlehrer für Klassen mit behinderten Kindern tätig, müsse aber inzwischen ständig als Vertretungslehrer für ausfallenden Normalunterricht einspringen. „Es ist keine Ausnahme. Es passiert systematisch, weil die Grundausstattung nicht stimmt.“ Wenn sich Bildungsministerin Martina Münch (SPD) dann rühme, wie wenig Stunden in Brandenburg ausfallen, bekomme er die blanke Wut. Er weigere sich deshalb jetzt, solche Vertretungsstunden zu geben.
Wie in der Stadt Brandenburg fanden am Donnerstag aus Protest gegen Missstände im Bildungssystem landesweit fünf Personalversammlungen statt, blieben nach der dritten Stunde viele Schulen geschlossen. Rund 11 000 der 17 000 Lehrer im Lande nahmen teil. Vergleichbare Proteste gab es seit 1990 nicht. Überall wurde ein mit der Gewerkschaft GEW abgestimmter Forderungskatalog an die Landesregierung verabschiedet, der auf eine Erhöhung des Bildungsetats von derzeit 1,5 Milliarden Euro um 100 bis 200 Millionen Euro jährlich hinausliefe, etwa durch die Absenkung der Pflichtstundenzahl und eine Erhöhung der Vetretungsreserve.
Die Bildungsministerin war auf keiner Versammlung dabei. Sie könne nicht gleichzeitig an fünf Orten sein, hieß es im Ministerium, das trotz Einladung nirgendwohin Vertreter entsandt hatte. Stattdessen wies Münch „bei allem Verständnis für die große Belastung von Lehrern“ die Forderungen zurück. „Das ist unrealistisch, nicht finanzierbar“, sagte sie. Bei der Lehrerausstattung wie auch beim Unterrichtsausfall stehe Brandenburg „im Vergleich zu anderen Ländern nicht schlecht da“.
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