Brandenburg: Lehrstellenmangel: Brandenburg setzt auf Freiwilligkeit
Regierung, Gewerkschaften und Kammern plädieren für Ausbildungspakt
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Regierung, Gewerkschaften und Kammern plädieren für Ausbildungspakt Von Thorsten Metzner Potsdam. Brandenburgs SPD-geführte Landesregierung lehnt die von der rot-grünen Bundesregierung geplante Ausbildungsplatzabgabe ab. Er hoffe, dass das Gesetz nicht verabschiedet werde, sagte SPD-Sozialminister Günter Baaske am Mittwoch in Potsdam. „Aber die SPD-Bundestagsfraktion ist in dieser Frage auf Krawall gebürstet und wird es wohl beschließen“, so Baaske wörtlich. Er verwies auf die „Brandenburger Lösung“ zur Schaffung von Lehrstellen: Gestern verständigten sich Landesregierung, Wirtschaftskammern, Gewerkschaften und Unternehmerverband auf einen freiwilligen Ausbildungspakt. Danach sollen Unternehmer dafür gewonnen werden, freiwillig zusätzlich Lehrlinge auszubilden. Von den 70 000 Betrieben Brandenburgs sind die Hälfte zur Ausbildung berechtigt. Tatsächlich bilden jedoch nur 18 000 Unternehmen aus, was nach den Worten von Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU) allerdings auch an der kleinteiligen Struktur der hiesigen Wirtschaft liege. Nach Angaben von Baaske droht nach derzeitigem Stand „eine Lücke von 5500 Lehrstellen“, die nur teilweise über ein Sonderprogramm des Bundes geschlossen werden könne. Nach Schätzungen Baaskes haben im vergangenen Jahr rund 4000 Brandenburger Jugendliche eine Ausbildung in den alten Bundesländern begonnen. Auch Junghanns wertete den Brandenburger Konsens als eine Absage an die von der rot-grünen Bundesregierung geplante Ausbildungsplatzabgabe. Die Brandenburger Wirtschaft sei sich ihrer Verantwortung bewusst. Schon jetzt sei außerdem absehbar, dass es in wenigen Jahren durch den Geburtenknick nach der Wende zu einem Mangel an Nachwuchs-Fachkräften kommen werde. Allerdings hat Brandenburg nicht nur ein Lehrstellen-, sondern auch ein Lehrlings-Problem: Das Bildungsniveau vieler Schulabgänger sei gering, klagte gestern IHK-Präsident Victor Stimming. Deshalb könnten sie von vielen Betrieben nicht eingestellt werden. Nach seinen Angaben ist jeder fünfte Schulabgänger „nur bedingt ausbildungsfähig“. Es fehlten Grundkenntnisse in Mathematik und Deutsch, was in der Lehre nur teilweise ausgeglichen werden könne. Dies zeige sich auch am Ende der Ausbildung: Jeder vierte Azubi fällt in Brandenburg durch die Prüfung. „Was nützen uns Jugendliche, die einen Durchmesser nicht vom Umfang unterscheiden können“, fragt Potsdams Handwerkskammer-Präsident Klaus Windeck. Informationen unter www.ausbildungskonsens-brandenburg.de
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