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Bahnstrecke Hamburg - Berlin: Linksextremisten verüben Brandanschlag auf Deutsche Bahn
UPDATE. Linksextremisten haben sich in einem Internetforum zu dem heutigen Brandanschlag auf einen Kabelschacht der Deutschen Bahn bekannt. Wegen der Störung ist der Zugverkehr zwischen Berlin und Hamburg zum Erliegen gekommen.
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Nach einem Brandanschlag auf einen Kabelschacht der Deutschen Bahn geht so gut wie nichts mehr auf der Strecke zwischen Berlin und Hamburg. Im linken Internetforum "Indymedia" haben sich heute früh Linksextremisten zu dem Anschlag in einer geposteten Presseerklärung bekannt. Weil die Bundeswehr seit zehn Jahren "Krieg in Afghanistan ohne Zustimmung der Bevölkerung" führt, sei dies Anlass, die Bahn und die Telekommunikation zu sabotieren und die "Hauptstadt Berlin" in den Pausenmodus zu zwingen. Unterschrieben ist die Erklärung mit "Das Hekla-Empfangskommitee - Initiative für mehr gesellschaftliche Eruptionen".
Der Name ist eine Anlehnung an die isländischen Vulkane.
Ein ähnlicher Anschlag hatte Ende Mai den S-, Regional- und Fernbahnverkehr am Ostkreuz lahmgelegt. Damals hatte sich eine linke Gruppe unter dem Namen "Das Grollen des Eyjafjallajökull" ebenfalls nach einem isländischen Vulkan benannt. Die Bundespolizei hat die Ermittlungen mittlerweile an das Landeskriminalamt Brandenburg übergeben. Aufgrund des Bekennerschreibens im Internet sei eine politische Tatmotivation nicht ausgeschlossen. "Ein Zusammenhang mit dem Anschlag am Bahnhof Ostkreuz im Mai ist nicht auszuschließen. Wir prüfen das noch", sagte LKA-Sprecher Toralf Reinhardt. Die Spurensicherung am Tatort sei mittlerweile abgeschlossen. "Jetzt werden noch Umfeldermittlungen und Zeugenbefragungen gemacht", sagte Reinhardt.
Heute morgen hatten gegen kurz vor vier Uhr früh die bislang noch unbekannten Täter auf den Gleisen zwischen den Bahnhöfen Brieselang und Finkenkrug die Abdeckung von mindestens einem Kabelschacht entfernt und dort einen Brandsatz gezündet, hieß es bei der Bundespolizei. "Dadurch hat es massive Schäden gegeben", sagte ein Polizeisprecher. Signalkabel seien zerstört worden. Die Reparaturarbeiten würden sich über mehrere Stunden hinziehen, sagte er. Der ICE-Verkehr auf der Strecke Berlin - Hamburg sei komplett zum Erliegen gekommen. Die Züge des Fernverkehrs werden über Stendal und Wittenberge umgeleitet. Es muss mit Verspätungen von derzeit einer Stunde gerechnet werden. Die Reparatur der Signaleinrichtungen wird bis in die Abendstunden andauern. Die Ermittlungen der Bundespolizei dauern an.
Der Abschnitt zwischen Berlin-Spandau und Nauen im Kreis Havelland in Brandenburg musste für den Zugverkehr gesperrt werden, wie die Deutsche Bahn am Montagmorgen mitteilte. Hier wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Es kommt vor allem im Regionalverkehr zu großen Einschränkungen. Betroffen sind die Linien der Regionalexpresse 4 und 6 sowie der Regionalbahnen 10 und 14. Die Regionalbahn 10 fällt komplett aus. Regionalexpress 4 ist zwischen Nauen und Hauptbahnhof gesperrt, der Regionalbahn 14 zwischen Falkensee und Nauen. Ab 10.30 Uhr wird die Regionalbahn 6 über Schönfließ umgeleitet. Zugreisende auf der Strecke Berlin - Hamburg müssen sich noch bis Mittwoch auf deutlich längere Fahrzeiten einstellen. Züge mit Abfahrt vor Mittwoch, 10 Uhr, sind zwischen beiden Städten voraussichtlich 35 bis 45 Minuten länger unterwegs, weil sie umgeleitet werden.
Die Bahnsteige am Bahnhof Spandau-Finkenkrug, ganz in der Nähe des Anschlagortes, sind voll. Die Züge kommen zwischen einer halben Stunde und Stunde zu spät und die Lautsprecherdurchsagen auf den Bahnsteigen sind auch nur schwer verständlich. Trotzdem ist nicht das ganz große Chaos ausgebrochen. Schulklassen, die nach Berlin wollen steigen auf die S-Bahn oder Busse um.
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