Von Claus-Dieter Steyer: Märkischen Wäldern geht es gut wie nie
Mehr als zwei Drittel der Waldfläche weist keine Schäden auf / Nur Eichen bereiten Probleme
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Berlin/Potsdam - Den märkischen Wäldern geht es im Unterschied zum Berliner Stadtwald so gut wie noch nie seit Beginn der regelmäßigen Beobachtungen 1991. Das geht aus dem am Mittwoch auf der Grünen Woche vorgestellten Waldzustandsbericht für beide Länder hervor. Selbst die in den DDR-Bezirken 1986 erhobenen Werte fallen im Vergleich zu heute bedeutend schlechter aus. Vor allem die drastisch gesunkenen Luftschadstoffe durch die Industrie und eine sehr günstiges Wetter der vergangenen Jahre trugen zur überraschenden Gesundung bei. Mehr als zwei Drittel der Brandenburger Waldfläche weist keinerlei Schäden auf und nur sechs Prozent sind deutlich geschädigt.
„Das Klima seit dem Trockenjahr 2003 war für die Wälder einfach ein Glücksfall“, sagte Ralf Kätzel vom Landeskompetenzzentrum Eberswalde. „Es gab keinen Trockenstress, keine erheblichen Verluste durch Starkwinde und vor allem keine größeren Befall von Insekten.“ Offensichtlich stelle sich die Natur auf den Klimawandel ein, wenn auch eine Prognose angesichts der vorausgesagten Erwärmung schwer falle. „Sorgen bereiten uns nach wie vor die Eichen“, sagte Agrarministerin Jutta Lieske (SPD) „Rund 26 Prozent dieser Bäume sind geschädigt.“ Allerdings musste im Jahre 2004 noch jede zweite Eiche zur Kategorie „Erheblich geschädigt“ gezählt werden. „Wir bleiben weiter optimistisch“, meinte Lieske. „Die größten Belastungen gehen nach wie vor von der Landwirtschaft und dem Straßenverkehr aus.“ Mit den Landwirten befände sie sich im ständigen Dialog, um die Emissionen weiter zu reduzieren. An eine Einführung von Umweltzonen wie in Berlin sei aber vorerst nicht gedacht. In Berlin haben die Wälder von den Umweltzonen bislang noch nicht profitiert. „Leider sind gesunde Eichen praktisch nicht mehr zu finden“, stellte die Staatssekretärin für Stadtentwicklung, Maria Krautzberger, fest. Lediglich zwei Prozent dieser Baumart weisen keine Schäden auf. Vor allem die über 60 Jahre alten Exemplare kommen mit den negativen Folgen des Straßenverkehrs nicht zu recht. Dabei gibt es keine Unterschiede zwischen dem Grunewald und Köpenick oder Norden und Süden. In Berlin gelten 29 Prozent der Waldflächen als geschädigt. 2009 gab es im Vergleich zu 2008 keine Unterschiede.
Trotz der Probleme mit den Eichen will Brandenburg sein Waldumbauprogramm auch mit dieser Baumart fortsetzen. „Wir brauchen nach wie vor eine gesunde Mischung auch mit Eichen, Buchen und Kiefern“, meinte Hubertus Kraut, Chef des Landesbetriebes Forst. Die genauen Ursachen für die Anfälligkeit der Eichen seien noch nicht erforscht.
Die derzeitige Winterperiode halten die Forstexperten für einen Segen. „Vor dem Frost hat es reichlich Niederschlag gegeben, der nun im Waldboden gefroren ist“, sagte Brandenburgs Forstchef Hubertus Kraut. „Eine Schneedecke verhindert das Austrocknen, sodass den Bäumen also nach dem Auftauen genügend Flüssigkeit zur Verfügung.“ Außerdem würden die Schädlinge im Zaum gehalten.
„Wir vergleichen den Wald gern mit einem Tanker“, erklärte der Forstexperte Ralf Kätzel. „Er kann durch ein Trockenjahr wie 2003 leicht aus der Kontrolle geraten. Danach ist sein Kurs nur schwer zu korrigieren.“ Derzeit weisen alle Daten allerdings auf eine schrittweise Gesundung der Wälder hin.
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