Tuberkulose: Massiver Einsatz gegen TBC-Ausbreitung
Nach Erkrankungen in Flüchtlingsheim und Schule werden nun 336 mögliche Kontaktpersonen der Infizierten untersucht.
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Potsdam – Bluttests, Quarantäne, Suche nach Kontaktpersonen: Die Gesundheitsbehörden im Osten Brandenburgs wollen eine weitere Ausbreitung der Tuberkulose-Erkrankungen „mit allen Mitteln“ verhindern, wie es am Donnerstag hieß. Derzeit werden 336 Personen untersucht, die in den vergangenen Wochen mit Erkrankten Umgang hatten. Wie berichtet ist die meldepflichtige Krankheit bei acht Asylbewerbern aus Tschetschenien in der Zentralen Erstaufnahmestelle des Landes in Eisenhüttenstadt ausgebrochen. In Frankfurt (Oder) wurde zudem bei einer Lehrerin der „Eliteschule des Sports“ TBC diagnostiziert.
Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) wies am Donnerstag darauf hin, dass es sich im Falle der Pädagogin in Frankfurt (Oder) um ein „separates Krankheitsgeschehen“ handelt. Die Lehrerin habe keinen Kontakt zur Aufnahmeeinrichtung für Asylsuchende gehabt. Bislang ist bei allen Betroffenen unklar, wo und auf welche Weise sie sich angesteckt haben. Die Inkubationszeit bei Tuberkulose beträgt in der Regel sechs bis acht Wochen. Laut Tack werden alle Neuankömmlinge in der Erstaufnahmestelle „medizinisch umfangreich“ untersucht, wozu auch TBC-Tests gehören. Die erkrankten Tschetschenen wurden inzwischen zur weiteren Behandlung in eine Berliner Lungen-Fachklinik gebracht.
Bis zum 18. Dezember steht das Flüchtlingsheim nun unter strenger Quarantäne. In den kommenden Tagen können seine Bewohner folglich nicht wie geplant auf andere Heime in den Landkreisen verteilt werden. Bei 136 möglicherweise gefährdeten Kontaktpersonen der Tschetschenen wurden bereits Bluttests durchgeführt. Bis wann erste Ergebnisse vorliegen, war am Donnerstag noch unklar.
Im Falle der Pädagogin in Frankfurt (Oder) hat das zuständige Gesundheitsamt inzwischen rund 200 Personen ermittelt, die mit ihr in den vergangenen Wochen Kontakt hatten. Bei allen werden vorsorglich Blutuntersuchungen durchgeführt. Die Frau unterrichtet Biologie und Sport. Sie war allerdings schon vor dem TBC-Ausbruch längere Zeit nicht mehr an der Schule. Ein Arzt hatte sie wegen eines anderen Gesundheitsproblems seit dem 14. Oktober krankgeschrieben. Wegen der langen Inkubationszeit von Tuberkulose könnten sich dennoch Kollegen und Schüler angesteckt haben. Deshalb werden alleine an der Schule in den kommenden Tagen rund 100 Jugendliche und Pädagogen zu Bluttests bestellt.
Das Bildungsministerium betonte, die erkrankte Lehrerin sei nicht zu Unterrichtsstunden nach Eisenhüttenstadt abgeordnet worden. In der Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge gibt es seit August 2013 eine kleine Schule, in der rund 70 Kinder unterrichtet werden. Acht Lehrer einer Grund- und einer Förderschule aus Eisenhüttenstadt unterrichten dort im Wechsel.
Zuletzt war im Juni in Prenzlau ein 14-jähriges Mädchen an einer offenen Lungentuberkulose (TBC) erkrankt. Laut Gesundheitsministerium gab es 2013 in Brandenburg einschließlich der aktuellen Neuerkrankungen 84 TBC-Fälle. „Es gibt keine Anzeichen für einen Anstieg der Fallzahlen“, sagte ein Sprecher.
Christoph Stollowsy
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