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Brandenburg: Mehdorn will „Gas geben“ – beim Schallschutz

Trotz Dämpfern im Aufsichtsrat: Flughafenchef hält an Testbetrieb am Nordpier fest und will Nordbahn 2014 saniert haben

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Schulzendorf - Hartmut Mehdorn macht weiter, trotz allen Ärgers. Und trotz der Zügel, die ihm vom Aufsichtsrat und dessen alten, neuen Chef Klaus Wowereit jüngst angelegt worden sind. So ließ der 71-jährige Flughafenchef nach der Sitzung des brandenburgischen BER-Sonderausschusses am Montagabend in Schulzendorf keinen Zweifel daran, dass er im nächsten Jahr im umgebauten Nordpier des neuen Airports in Schönefeld die ersten Passagiere abfertigen will. „Ich gehe davon aus, dass wir in Kürze die Baugenehmigung bekommen“, sagte Mehdorn den PNN. Genau wegen der weiterhin fehlenden Baugenehmigung hatte der Aufsichtsrat auf der jüngsten Sitzung (PNN berichteten) Mehdorn im zweiten Anlauf wieder kein grünes Licht für seinen Testbetrieb gegeben. Für den muss das „Nordpier“, ein Seitenflügel des Terminals, jetzt erst fertiggebaut – und nach der Bauabnahme mit neuer Genehmigung umgebaut werden. Für 5,5 Millionen Euro sollen Gepäckbänder und Abfertigungsschalter eingebaut werden, die dann nach der BER-Gesamteröffnung wieder raus müssen. Es geht um bis zu zehn Flugzeuge täglich.

Erst mit der Baugenehmigung für den Umbau kann Mehdorn im Aufsichtsrat wieder vorstellig werden, was er vorhat. Er will den Testbetrieb, um die BER-Gesamtsysteme länger erproben zu können. Im BER-Ausschuss sagte dazu Brandenburgs Flughafen-Staatssekretär Rainer Bretschneider – jetzt auch Vize-Aufsichtsratschef – knapp: „Da gibt es keinen zwingenden Handlungsbedarf.“ Bretschneider informierte die Abgeordneten darüber, dass nach der letzten 1,2-Milliarde-Spritze Berlins, Brandenburgs und des Bundes für den Airport-Bau auch 2014 kein zusätzliches Geld der öffentlichen Hand nötig wird. Es bleibe noch etwas für 2015 übrig, sagte Bretschneider. Nach den offiziellen Flughafen-Pressemitteilungen der Jahre 2009 bis 2012 sind bereits 4,6 Milliarden Euro für den BER-Bau aufgebracht worden. Bretschneider äußerte sich dazu nicht, sondern verwies auf eine Zahl von 4,3 Milliarden Euro, die sich allerdings in keiner Flughafenerklärung findet.

Mehdorns Ehrgeiz ist auch bei der geplanten Sanierung der nördlichen Start- und Landebahn – auf der derzeit die Flugzeuge des Airports Schönefeld starten und landen – ungebrochen. Er will sie 2014 durchziehen. „Ich gehe davon aus, dass wir im Juli anfangen und vor dem Winter fertig sind“, sagte Mehdorn. „Das ist der Plan.“ Und der ist eng.

Da in der Zeit erstmals die Flugzeuge auf der funkelnagelneuen BER-Südbahn starten sollen, muss der Schallschutz für die betroffenen Anwohner – 4381 Haushalte – realisiert sein. Das soll geschehen, noch vor Weihnachten sollen laut Flughafen die ersten Kostenübernahmebescheide für Schallschutz an Anwohner verschickt werden. „Wir geben hier wirklich Gas“, versicherte Mehdorn. „Wir stehen zum Schallschutz.“ Unklar ist, woher das Geld kommt.

Der Aufsichtsrat hatte allerdings Mehdorns Antrag abgelehnt, die 44 Millionen Euro für die Nordbahnsanierung aus Erlösen der Flughäfen Tegel und Schönefeld zu finanzieren. Stattdessen soll der Flughafen dafür Kredite aufnehmen. „Man wird sehen, ob das möglich ist“, sagte der Flughafen-Staatssekretär. Nachfragen an Hartmut Mehdorn, der in der mehrstündigen Ausschusssitzung kaum befragt wurde, gab es auch hier nicht.

nbsp;Thorsten Metzner

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