Brandenburg: Mehr Wochenstunden für das Turbo-Abitur Berlin will Oberschüler entlasten und Geld für mehr Lehrer sparen – in Brandenburg bleibt“s beim Alten
Potsdam/Berlin - Der Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) will beim „Turbo-Abitur“ einen Gang zurückschalten. Es sollen nicht mehr alle Oberschüler ab der siebenten Klasse gezwungen werden, das Unterrichtspensum für das Abitur nach zwölf zu absolvieren.
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Potsdam/Berlin - Der Berliner Bildungssenator Jürgen Zöllner (SPD) will beim „Turbo-Abitur“ einen Gang zurückschalten. Es sollen nicht mehr alle Oberschüler ab der siebenten Klasse gezwungen werden, das Unterrichtspensum für das Abitur nach zwölf zu absolvieren. Wer kein Abitur machen möchte, oder sich dafür 13 Jahre Zeit nehmen will, soll wieder so viel Unterricht haben wie früher. Diesen Vorschlag will Bildungssenator Zöllner jetzt in der roten-roten Berliner Koalition zur Diskussion stellen.
In Brandenburg, wo das Abitur in zwölf Jahren seit dem Schuljahr 2007/08 an den Gymnasien eingeführt wurde, soll sich dagegen nichts ändern, wie Stephan Breiding, der Sprecher des Bildungsministeriums, den PNN sagte. Berlin war von Anfang an einen Sonderweg gegangen: Während in der Bundeshauptstadt nach der Umstellung vor drei Jahren alle Schüler mit Ausnahme der Hauptschüler gestrafften Unterricht mit einem Stundenpensum von bis zu 36 Wochenstunden absolvieren müssen, sind in Brandenburg hauptsächlich die „älteren“ Gymnasiasten der Sekundarstufe eins vom Mehraufwand betroffen, wie Breiding erklärte.
Die Berliner Sonderregelung, die eigentlich zur möglichst langen Durchlässigkeit zwischen den Schulformen führen sollte, kostet nach Ansicht von Fachleuten allerdings rund 500 Lehrerstellen zusätzlich – also mehr als 25 Millionen Euro pro Jahr. Bildungssenator Zöllner will nun an Gymnasien ein Abitur in elf oder zwölf Jahren, an Gesamtschulen ein Abitur in zwölf oder 13 Jahren anbieten – die Schüler sollen wählen können. Mit dieser Änderung würden auch Familien wieder mehr Zeit für Hobbys gewinnen, betonte der Bildungssenator.
Aus Sorge um zu viel Schulstress hatte sich das Brandenburger Bildungsministerium gegen die Berliner Regelung ausgesprochen: „Das wäre eine Überforderung der Oberschüler gewesen“, erklärt Ministeriumssprecher Breiding. Trotzdem wurden hier seit der Umstellung auf das Zwölf-Jahres-Abi die Wochenstundenzahlen erhöht – allerdings in verschiedenem Ausmaß für Oberschüler und Gymnasiasten: Nur in den Klassen sieben und acht stieg die Schulzeit einheitlich um zwei auf jetzt 32 Stunden. Danach müssen nur Gymnasiasten noch mehr büffeln: Sie lernen seit der Umstellung in der neunten Klasse 34 und in der zehnten Klasse 35 Stunden – statt vorher 31 Stunden. In diesen Jahrgängen seien die Schüler „leistungsfähiger“, erklärt Breiding.
Noch bis zur achten Klasse könnten gute Oberschüler ans Gymnasium wechseln, erklärt Breiding. Danach sei das nicht mehr möglich. Dafür könnten sie das Abitur jedoch in 13 Jahren an einer Gesamtschule oder einem Oberstufenzentrum ablegen. Mehr Lehrer würden durch die Änderung nicht benötigt, so der Ministeriumssprecher: Das Unterrichtspensum habe sich ja insgesamt nicht erhöht, sondern nur verschoben.
Zöllners Vorschlag in Berlin kann in der Praxis jedoch noch Schwierigkeiten machen. Denn die Gesamtschulen müssten zwei verschiedene Stundenpläne anbieten: einen für den zwölf- und einen für den 13-jährigen Weg. Wie das machbar ist, ohne dass man bereits die Siebtklässler in Schnell- und Langsamlerner einteilt und damit stigmatisiert, ist unklar. Susanne Vieth-Entus/Jana Haase
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