Brandenburg: Missglückter Anschlag
Gen-Pflanzen-Gegner bekennen sich zu versuchter Brandattacke gegen Getreide- und Saatguthändler
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Eberswalde/Potsdam - In Eberswalde ist am Sonntag offenbar ein Brandanschlag auf einen der größten Kraftfutter- und Landhandelsbetriebe der Region missglückt. Wie das Landeskriminalamt (LKA) Brandenburg gestern auf PNN-Anfrage bestätigte, werde derzeit geprüft, ob die Brandsätze, die unter Transportern der Märkische Kraftfutter GmbH (Märka) deponiert waren, von Gentechnikgegnern gelegt worden waren. Die Firma handelt nach Angaben von Kritikern mit gentechnisch verändertem Saatgut. Außerdem kaufe sie auch Getreide auf, das auf Äckern neben Gen-Mais-Versuchsfeldern geerntet worden ist. Die Firma selbst wollte sich auf Anfrage gestern nicht äußern.
LKA-Sprecher Toralf Reinhardt bestätigte die Existenz eines Bekennerschreibens. Das Schreiben, das auch den PNN vorliegt, ist nur vage unterzeichnet mit „Autonome Gruppen“ und war erst gestern eingegangen. Es sei noch unklar, ob das Schreiben authentisch ist, hieß aus Ermittlerkreisen.
Gegenwärtig schließen die Ermittler nicht aus, dass es sich um den Brief von Trittbrettfahren handelt. So strotzt das Bekennerschreiben zwar vor Details. Aber dass das Schreiben lediglich von „Autonome Gruppen“ unterzeichnet ist, könne auch darauf hinweisen, dass es von den eigentlichen Tätern ablenken soll, hieß es. Autonome Gruppen würden meist dazu neigen, sich klangvolle, zumindest aber revolutionär anmutende Namen zu geben.
„Wir wollen mit dieser Intervention dieser Firma einen nachdrücklichen Denkanstoss geben, sich aus dem Gentechnikgeschäft zurückzuziehen“, heißt es in dem Bekennerschreiben. Der Firma Mäka wird darin vorgehalten, der „deutsche vom Globalplayer Monsanto, der weltweit im Bereich von gentechnologischer Landwirtschaft zu den Größten gehört“, zu sein.
Dass die Brandsätze unter den Firmen-Transportern nicht funktioniert hätten sei purer Zufall gewesen, hieß es aus Ermittlerkreisen. Vier Brandsätze waren – miteinander über eine Zündvorrichtung verbunden – in Pappkartons unter den Wagen deponiert gewesen. Die Zündvorrichtung habe aber nur bei einem Brandsatz funktioniert; der sei allerdings zu nass gewesen, um zu brennen. In der Nacht hatte es leiht geregnet, hieß es. In den Kartons hätten sich Flaschen mit farbloser, noch nicht identifizierter Flüssigkeit befunden, hieß es weiter.
Sollte der versuchte Brandanschlag tatsächlich auf das Konto von Gentechnikgegnern gehen, wäre in Brandenburg eine neue Stufe des Protestes gegen diese Anbauform erreicht. Bisher hatten sich Umweltschützer auf den friedlichen Protest und Umweltaktivisten auf das Zertrampeln von Anbauflächen beschränkt.
Dass es aber in Brandenburg – so wie bundesweit – eine gewaltbereite, linksautonome und teils militant-vegetarische Szene gibt, ist in Ermittlerkreisen bekannt. Seit Anfang 2000 beobachtet das Bundeskriminalamt nach PNN-Informationen auch in der Mark die Strukturen der militanten Umweltschützer und Gentechnikgegner. Brandenburg gilt zum einen wegen seiner Nähe zu Berlin als Ziel solcher Gruppen. Zum anderen aber auch, weil in keinem anderen deutschen Bundesland auf so vielen Flächen gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden: Brandenburgs Gen-Äcker machen mit ihren 457 Hektar bundesweit 47 Prozent der gesamten Anbaufläche aus. An zweiter Stelle folgen Sachsen und Mecklenburg mit jeweils 24 Prozent.
Bei Stichproben des Landesamtes für Verbraucherschutz waren in den vergangenen Jahren immer wieder geringe Mengen gentechnisch veränderten Saatguts entdeckt worden. Die Aussaat solcher Saat ist nur nach Genehmigung und zu Forschungszwecken erlaubt. Eingeführt und frei gehandelt werden darf Gen-Saat nicht. Nach Angaben von Dr. Torsten Hoffmann vom Landesamt für Verbraucherschutz tauche aber immer weniger genmanipuliertes Saatgut in Brandenburg auf. „Die Händler sind sensibler geworden“, so Hoffmann gegenüber den PNN. Dazu habe auch beigetragen, dass sie in einigen Fällen an Bauern Schadenersatz zahlen mussten. Die Landwirte hatten unwissentlich Gen-Saat gekauft und ausgebracht. So mussten im Jahr 2001 ganze Rapsfelder vernichtet werden.
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