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Brandenburg: Mit dem Messer in die Kita

Ein Mann sticht vor den Augen der kleinen Tochter auf seine Ex-Freundin ein. Der 30-Jährige lauerte der Mutter am Eingang auf

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Berlin - Er suchte sich den Ort aus, an dem seine Ex-Lebensgefährtin am angreifbarsten war: Vor der Kita der gemeinsamen Tochter lauerte am Mittwochmorgen der 30-jährige Frank P. der Ex-Freundin kurz vor 8 Uhr auf. Sandra H. (26) wollte gerade die Fünfjährige in das bunte Haus an der Engelhardstraße in Berlin–Johannisthal bringen, als P. sie offenbar zunächst schlug und dann in den Vorraum der Tagesstätte drängte.

Dort soll er ein Messer gezückt und Sandra H. damit attackiert haben – vor den Augen des Kindes. Anschließend flüchtete er. Sandra H. kam mit Schnittverletzungen am Kopf und im Gesicht in eine Klinik. Lebensgefahr besteht laut Polizei nicht. In der Kindertagesstätte wollte man sich zu dem Vorfall nicht äußern. Das Mädchen ist in Sicherheit und nach Informationen dieser Zeitung inzwischen bei seiner Tante untergekommen.

Zwei Stunden später hatte die Polizei den Verdächtigen gefasst. Zunächst waren die Beamten in seine Wohnung am nahe gelegenen Sterndamm gefahren. Dort sollen sie sogar die Tür eingetreten haben. Doch Frank P. war nicht dort.

Das Messer hatten die Polizisten bereits in einem Mülleimer im Park nahe der Kita gefunden. Vor dem Abschnitt 65 am Segelfliegerdamm bekamen die Beamten ihn dann zu fassen – er war auf dem Weg, sich bei der Polizei zu stellen.

Frank P. ist bei der Polizei schon mehrfach wegen Körperverletzung aktenkundig geworden. Ob er auch wegen häuslicher Gewalt aufgefallen ist, konnte die Polizei am Mittwoch nicht bestätigen. Die Kriminalpolizei ermittelt nun wegen versuchter Tötung gegen ihn. Zu den genauen Hintergründen der Tat soll er sich bislang nicht eingelassen haben.

Im vorigen Jahr hat es laut Kriminalstatistik 15971 Fälle häuslicher Gewalt gegeben – eine Zunahme um 174 Taten. Der Großteil der Täter ist männlich. Weil es sich hier um Beziehungstaten handelt, liegt die Aufklärungsquote bei fast 100 Prozent.

Die Nachbarn des 30-Jährigen in dem heruntergekommenen Wohnhaus am Sterndamm scheinen nicht viel über ihn zu wissen. Bis auf den Umstand, dass er volle Aschenbecher am offenen Fenster ausgeleert haben soll, sei ihnen nichts aufgefallen. Rund acht Kilometer entfernt befindet sich der Elfgeschosser, in dem seine Ex-Freundin und die fünfjährige Tochter gemeldet sind. Die Nachbarn – einige von ihnen waren bereits am Morgen angetrunken – reagierten verwundert. Ob das Paar sich erst kürzlich getrennt hatte und die gemeinsame Tochter deshalb weiterhin in die Kita in Johannisthal ging, wussten sie nicht. Ihnen sei die Frau mit dem Mädchen in dem Hochhaus gar nicht aufgefallen, hieß es.

Denkbar ist laut einem Ermittler auch, dass Sandra H. bereits in einer Wohnung an unbekanntem Ort lebte, um sich vor dem gewalttätigen Ex-Freund in Sicherheit zu bringen.

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