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Kontrolle. Polizeibeamte überprüfen verstärkt verdächtige Autos.Archiv-

© dpa

Brandenburg: Mit Polizeikontrollen gegen Autodiebe

Erfolgserlebnisse sind selten: Nur jeder fünfte Fall wird aufgeklärt

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Cottbus - „Mein Auto ist geklaut!“ Viele Bewohner des Brandenburger Grenzgebietes zu Polen haben schon diese Erfahrung gemacht. Deshalb wächst der Frust an Oder und Neiße, wenn die Täter nicht gefasst werden. Die Zahlen des Landeskriminalamtes Brandenburg (LKA) sind eindeutig. „Seit der Erweiterung des Schengenraumes und dem Wegfall der Grenzkontrollen Ende 2007 werden wieder mehr Autos gestohlen“, sagt LKA-Sprecher Toralf Reinhardt. So wurden im Jahr 2010 4068 Fälle gemeldet, das waren 1600 oder 68 Prozent mehr als 2006.

Für die Betroffenen bringt das viel Ärger. Lediglich jeder fünfte Fall wird aufgeklärt. Rund 21 Prozent der ermittelten Täter kommen aus dem Ausland, und von denen sind zwei Drittel aus Polen. Der durch Kriminalität rund um das Auto angerichtete Schaden, darunter Diebstähle, erreichte in Brandenburg im vergangenen Jahr 38,3 Millionen Euro, 10,5 Millionen mehr als im Jahr 2009. Viele gestohlene Wagen werden über Litauen nach Asien verschoben, wie Reinhardt berichtet.

Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD) hat mehrfach betont, dass die Bekämpfung der Kriminalität in Brandenburgs Grenzregionen auch im Zuge der Polizeireform ein Schwerpunkt bleibe. Sein Sprecher Ingo Decker sagt: „Es ist verständlich, dass die Bewohner dort von der Polizei erwarten, dass sie etwas gegen die Diebstähle tut. Das machen wir auch und probieren neue Instrumente aus wie die sogenannte Soko Grenze.“ Die Beamten der mobilen Einheit sind im Vorfeld der Grenze unterwegs.

Meist läuft das Verschieben gestohlener Autos über die deutsche Ostgrenze nach Polen ziemlich geräuschlos ab. Eine der wenigen Ausnahmen erlebten Beamte bei einer Fahrzeugkontrolle am 6. September auf der Autobahn A 15 bei Forst (Spree-Neiße). Als der Fahrer des gestohlenen Autos plötzlich losrast, erfasst der Wagen einen Polizisten und verletzt ihn schwer. Ein Kollege versucht vergeblich, mit Schüssen das Fahrzeug zu stoppen. Zwei polnische Tatverdächtige werden später in Polen festgenommen. Polizeimeister Rico Berger hat den Zwischenfall beobachtet. „Ich sah, wie mein Kollege über die Motorhaube flog, nur seine Schutzweste hat wohl schlimmere Verletzungen am Oberkörper verhindert.“ Berger ist an diesem Herbsttag wieder bei einer Autokontrolle dabei. Er gehört zu 30 Beamten der Bereitschaftspolizei, die mit Fahrzeugen an einer Kreuzung der Bundesstraße 97 bei Heinersbrück (Spree- Neiße) aufgezogen sind. „Angst habe ich nicht, aber ich bin vorsichtig“, so Berger.

Ein Polizist hebt seine Kelle und weist ein Auto nach rechts in die Nebenstraße. Während ein Beamter an die Fahrerseite herantritt und nach den Papieren fragt, sichert ein Kollege die Beifahrerseite mit der Hand an der Dienstpistole. Anhand der Papiere werden Kennzeichen und die Fahrgestell-Nummer überprüft, auch die Kofferraumklappe muss geöffnet werden. Alles in Ordnung, schon kommt das nächste Auto. Alles verläuft ruhig bei der Kontrolle. Gert Otter, Sprecher der Soko Grenze in Frankfurt (Oder): „Wie erwartet fanden wir keine gestohlenen Fahrzeuge. Das war der erste Kontrolleinsatz am Tage. Bisher waren wir immer nachts unterwegs, weil Diebstahlautos meist nachts über die Grenze gebracht werden.“ Das bestätigt sich später auf der A 12 bei Briesen im Odervorland. Bundespolizisten erwischen einen polnischen Autodieb, noch ehe der Berliner Eigentümer den Verlust bemerkt. Doch Erfolg und Misserfolg liegen dicht beieinander. In derselben Nacht gelang einem anderen Verdächtigen, der auf der A 12 bei Briesen ein Haltesignal der Polizei missachtete, mit einem Wagen die Flucht nach Polen.

Gleich vier in Einzelteile zerlegte Autos haben Bundespolizisten am Sonntag in einem litauischen Laster auf der A12 Berlin-Frankfurt (Oder) sichergestellt. Die Ermittlungen ergaben, dass ein Wagen gestohlen gemeldet. Fahrer und Beifahrer des Lasters, die Männer sind 45 und 46 Jahre alt, wurden festgenommen.

Peter Jähnel

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