Brandenburg: „Mittelfristig keine Alternative“
Brandenburgs Umweltminister will mehr Öko-Strom, sieht aber mittelfristig keinen Ausweg aus der Kohle
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Brandenburgs Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) hat gestern in der Diskussion um den Einsatz von Kohle zur Stromerzeugung mittelfristig vor zu hohen Erwartungen gewarnt. Die Braunkohle könne bei der Stromgewinnung in Brandenburg auf absehbare Zeit nicht vollständig ersetzt werden, sagte er den PNN. Der Druck auf Konzerne wie Vattenfall Europe werde aber wachsen. Vattenfall baut in der Lausitz in Tagebauen die Braunkohle, die als Klimakiller Nummer Eins gilt, ab und verstromt diese in seinem Kraftwerk in Jänschwalde. Das Kraftwerk bei Cottbus gilt als zweitgrößter Klimakiller Deutschlands.
„Brandenburg ist ein Energieland und Stromexporteur, das wird sich nicht ändern“, so Woidke. Gleichzeitig deutete er ein Umdenken in der bisher als äußerst Kohle-freundliche geltenden Brandenburger Politik an: „So einfach wie noch vor zehn Jahren wird es Vattenfall nicht mehr haben, wenn es um die Ausweitung des Braunkohleabbaus in der Lausitz geht.“ Der Konzern müsse vor allem den Wirkungsgrad seiner Kraftwerke erhöhen und Technologien entwickeln, um auch die Abwärme des Jänschwalder Kraftwerkes zu nutzen, die derzeit komplett in die Umgebung abgegeben wird.
Sein Ziel, so der Minister, sei es, bis zum Jahr 2013/14 mindestens die Hälfte des Stromverbrauchs in Brandenburg aus erneuerbaren Energien zu decken. Bis zum Jahr 2020 müsse, wie von den vereinten Nationen gefordert, die Hälfte des hier produzierten Stroms aus regenerativen Energiequellen stammen.
Nach Recherchen der Bild-Zeitung von heute werden in Brandenburg jährlich 45 000 Gigawattstunden (GWh) Strom produziert. Zu 79 Prozent aus Lausitzer Braunkohle. Nur 9 Prozent aus erneuerbaren Energien (Wind, Sonne, Biogas u.a.). Rund 13 000 GWh werden im Land verbraucht, mehr als zwei Drittel des Stroms exportiert. Je Einwohner erzeugt Brandenburg laut Bildzeitung 23,8 Tonnen Treibhausgas (USA: 20 Tonnen, Deutschland: 10,2 Tonnen pro Kopf).
Woidke warnte davor, in Brandenburg und Deutschland komplett auf die Stromgewinnung aus Kohle zu verzichten: „Wir laufen Gefahr, uns dann selbst zu kasteien und uns vordergründig sauber zu machen – aber gleichzeitig unseren Strom im Ausland dreckig produzieren zu lassen.“ Dem Klima, so Woidke, sei es „egal, wo das dreckige Kraftwerk steht. Kohle sei als Energieträger mittelfristig nicht ersetzbar, wenn sich Deutschland nach Erdöl und Erdgas nicht auch noch beim Strom vom Ausland abhängig machen wolle, sagte der Minister.
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