Kriminalität: Mordanklage gegen Ludwigsfeldes Ex-Bürgermeister
Auch das Korruptionsverfahren gegen Scholl ist abgeschlossen. Auch gegen Landrat Giesecke soll Ankalge erhoben werden.
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Potsdam - Die Staatsanwaltschaft Potsdam hat jetzt Anklage wegen Mordes gegen den Ex-Bürgermeister von Ludwigsfelde, Heinrich Scholl, erhoben. Das erfuhr die PNN aus Justizkreisen. Das Landgericht Potsdam wollte sich noch nicht näher dazu äußern. Zunächst muss das Gericht noch eine Bestätigung durch Scholls Anwälte abwarten, ob die Anklage zugestellt wurde. Und dann muss es auch entscheiden, ob die Anklage zugelassen wird. Zudem liegt gegen den 68-jährigen Scholl eine weitere Anklage wegen Vorteilsannahme der Neuruppiner Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Korruption vor. Allerdings gilt es in Justizkreisen als wahrscheinlich, dass das Korruptionsverfahren im Fall einer Verurteilung in einem Mordprozess kaum mehr ins Gewicht fällt und eingestellt wird.
Allerdings geht es in dem Verfahren der Neuruppiner Anti- Korroptionsbekämpfer auch um andere regionale Politgrößen. Eine Anklage wegen Bestechlichkeit gegen den Landrat von Teltow-Fläming, Peer Giesecke (SPD), steht kurz bevor. Die seit zwei Jahren dauernden Ermittlungen sind abgeschlossen, der Verdacht hat sich erhärtet, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte. Was noch fehlt, ist eine abschließende Stellungnahme der Verteidiger Gieseckes, einer der dienstältesten Landräte Brandenburgs. Und auch gegen den Bürgermeister von Großbeeren, Carl Ahlgrimm (parteilos) wird ermittelt.
Für Scholl aber dürften die Korruptionsvorwürfe angesichts des Mordverfahrens keine Rolle mehr spielen. Er soll seine ein Jahr jüngere Ehefrau Ende Dezember 2011 heimtückisch ermordet und auch ihren Hund getötet haben. Die Leiche der Ehefrau war am 30. Dezember entdeckt worden. Der Ex-Bürgermeister bestritt bisher die Vorwürfe, seit Ende Januar sitzt er in Untersuchungshaft. Er hatte zwei Tage vor Silvester seine in der 24000-Einwohner-Stadt wegen ihres sozialen Engagements beliebte Frau vermisst gemeldet. Am 30. Dezember fanden Polizisten die im Gehölz versteckte, zugerichtete Leiche in einem Waldstück, wo sie regelmäßig spazieren ging. Scholl selbst legte noch an ihrem Grab einen Kranz nieder. Einen Monat nach der Tat wurde er verhaftet.
Auf die Spur kamen die Ermittler Scholl durch die Handydaten. Sein Mobiltelefon wurde zur Tatzeit in der Nähe des Fundortes der Leiche vom Netzbetreiber erfasst. Scholl dagegen sagte aus, zur Tatzeit in der Therme gewesen zu sein. Bereits Anfang Februar hatten ihn Zeugen aus der Therme bei einem Haftprüfungstermin nicht entlasten können. Und auch Scholls Versuch, über eine Zeitungsanzeige in einem Wochenblatt Entlastungszeugen zu mobilisieren, schlug fehl. Darin hatte er um Mithilfe gebeten und gefragt, ob ihn jemand zur Tatzeit in der örtlichen Therme gesehen hat. Gemeldet haben sich nach PNN-Informationen nur wenige Zeugen, ein Alibi aber konnten sie ihm nicht geben. Zwar soll Scholl tatsächlich in der Therme gewesen sein. Die Ermittler gehen jedoch davon aus, dass der Auftritt dort geplant war. Demnach soll Scholl sich lediglich im Eingangsbereich beim Personal nur kurz auffällig bemerkbar gemacht, die Thermen- und Saunalandschaft aber nicht betreten haben.
Der SPD-Politiker Scholl war von 1990 bis 2008 Bürgermeister und hatte Ludwigsfelde mit seinen 24 000 Einwohnern zu einer florierenden Stadt gemacht. Namhafte Unternehmen ließen sich nieder, Daimler-Benz produzierte hier, aber auch der Triebwerkshersteller MTU. Aus dieser Zeit rührt auch ein weiteres Verfahren gegen Scholl wegen Korruption. Die Staatsanwaltschaft Neuruppin hat jetzt gegen Scholl parallel zu dem Mordverfahren Anklage wegen Vorteilsannahme in 35 Fällen erhoben. Scholl soll sich von dem örtlichen Baulöwen, der auch das Ludwigsfelder Stadion modernisiert hat, drei Urlaubsreisen auf dessen Finka auf der Ferieninsel Mallorca spendiert lassen haben. Hinzu kommen zahlreiche Essen in Restaurants, die der Bauunternehmer zahlte, darunter eines im mondänen Capitalclub am Gendermenmarkt in Berlin-Mitte. Um die engen Bande zu dem Baulöwen und teure Essen geht es auch bei Landrat Giesecke und Bürgermeister Ahlgrimm. Sie sollen gegen den Rat aller Fachleute dafür gesorgt haben, dass ein unter Denkmal stehendes Bauerngehöft in Großberren 2010 abgerissen wurde und dort ein Supermarkt samt Parkplatz entstand.
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