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Brandenburg: Musikalischer Landesabend – ohne Minister Christoffers entdeckt die Kreativwirtschaft

Berlin/Potsdam - Der Skandalflughafen BER ist schuld. Er wollte unbedingt dabei sein, es war ihm ein Herzenstermin.

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Berlin/Potsdam - Der Skandalflughafen BER ist schuld. Er wollte unbedingt dabei sein, es war ihm ein Herzenstermin. Heißt es jedenfalls aus dem Umfeld von Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke). Donnerstagabend, im hippen Berliner Bezirk Friedrichshain, im Club „Rosi's“, einem alten Industriebau aus Backstein, wie es sich gehört, ordentlich verranzt und verraucht. Hier wollte der Vielraucher Christoffers auf der Berlin Music Week vier junge Bands aus Brandenburg vorstellen, Werbung für Musik made in Brandenburg machen, sich unters junge Publikum mischen. Er wollte sagen, dass Brandenburg „über eine äußerst agile Musikszene verfügt“, dass die Music Week eine gute Plattform sei, dass die Bands bei der professionellen Vernetzung mit der nationalen und internationalen Musikindustrie unterstützt werden, dass es unerlässliche Schritte sind zu unternehmerischem Erfolg.

Selbst für solche Randthemen ist sich Christoffers nicht zu schade. Von wegen Hauptstadtflughafen, Energiepolitik, Pleiten in der Solarindustrie, er nimmt alles mit, jeden Termin, seien es Treffen mit Braunkohle-Gegnern oder Anti-Windkraft-Initiativen oder eben ein Brandenburgabend auf der MusicWeek. Aber wie gesagt, der Flughafen ist schuld. Und die auf Freitag vorgezogene Sitzung des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft. Christoffers musste sich vorbereiten.

Die Veranstalter der Berlin Music Week waren von der Idee eines Brandenburg-Abends, erdacht in Brandenburgs Zukunftsagentur, der Wirtschaftsförderanstalt, und im Ministerium, angetan. Matthias Porep, der sonst den „Ruby's Tuesday“ mit Konzerten und Disko in der Potsdamer Schiffbauergasse veranstaltet, organisierte jetzt einfach in dem Berliner Klub „Ruby's Brandenburg“. Und das Konzert war auch durchaus gut besucht, auch zahlreiche Brandenburger waren da. Vier Bands spielten. Hasenscheisse aus Potsdam haben bereits einen gewissen Kultstatus, Nikaya aus Brandenburg an der Havel und Show off Freaks aus der Prignitz sind dabei durchzustarten. Und die jüngste Band, Pancake Barricade aus Cottbus, ist, nun ja, ambitioniert.

ZAB und Wirtschaftsministerium wollen jetzt also verstärkt auch die Kreativwirtschaft fördern, die ja bekanntlich in Berlin ihre Heimstatt hat. Damit die Kreativen aus der märkischen Provinz nicht alle dorthin gehen. In Berlin ist die Förderung der Kreativwirtschaft schon lange ganz wichtig, arm, aber sexy eben, viele Dienstleistungsjobs, viele Kreative, wenig Industrie. Dabei gibt es auch in Brandenburg Kreative, abgesehen von der Filmbranche in Potsdam nimmt davon kaum einer Kenntnis. Werbeleute, Designer, Mediengestalter. Sie alle gibt es auch in Brandenburg, aber die Branche ist kaum vernetzt, kaum bekannt. Das soll sich jetzt ändern und dazu im November erstmals Designtage geben.

Dann geht es in Potsdam an drei Tagen um Mode, Wohnen, Lifestyle, Produkt- und Printdesign und Bewegtbild. Eine Bestandsaufnahme der Szene soll gewagt werden. Ideen gibt es viele bei der ZAB und im Wirtschaftsministerium. Womöglich wird es einmal einen Brandenburg-Abend oder feste Spielstätte der Berlin Music Week in Potsdam geben. Oder junge Modedesigner, ja auch die gibt es in Brandenburg, sie sollen durchaus gut sein, könnten sich im Rahmen der Fashion Week präsentieren. In Berlin oder vielleicht auch auf den Stufen von Sanccouci. Wenn es so weit ist, kommt gewiss auch Ralf Christoffers.Alexander Fröhlich

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