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Brauner Spuk: Neonazi-Aufmarsch in Cottbus blockiert
In Cottbus hatten Neonazis keine Chance. Hunderte Bürger hielten auch in diesem Jahr einen Marsch der rechtsextremistischen NPD auf.
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Cottbus - Mit Demonstrationen, Kundgebungen und Sitzblockaden ist am Samstag in Cottbus gegen einen NPD-Aufmarsch zum 69. Jahrestag des alliierten Bombenangriffs auf den Hauptbahnhof der Stadt protestiert worden. Die Demonstration der Rechtsextremisten mit laut Polizei etwa 130 Teilnehmern wurde immer wieder von Gegendemonstranten aufgehalten. Wiederholt mussten die Rechtsextremisten deshalb kurzfristig ihre Route ändern und wurden schließlich von der Polizei aufgefordert, den Demonstrationszug abzukürzen und zu beenden.
An den Protesten beteiligten sich nach Veranstalterangaben etwa 1000 Menschen darunter Kommunalpolitiker, Gewerkschafter und Mitglieder der Brandenburger Landesregierung und des Landtags. So waren etwa Brandenburgs Bildungsministerin Martina Münch (SPD) oder Finanzstaatssekretärin Daniela Trochowski (Linke) unter den Demonstranten. Die Polizei sprach von mehreren Hundert Teilnehmern.
Den Auftakt der Proteste bildeten am Vormittag zwei Demonstrationszüge durch die Cottbuser Innenstadt, die in einer gemeinsamen Kundgebung vor dem Staatstheater mündeten. Veranstaltet wurde auch eine Tanzperformance gegen Neonazis. Unter den Motto „Cottbus bekennt Farbe“ und „Cottbus wird sich wi(e)dersetzen“ hatte in den vergangenen Tagen ein breites Bündnis zu den Protesten gegen den NPD-Aufzug aufgerufen, darunter die Stadtverordnetenversammlung, Jugend-Initiativen, die Kirchen, der Deutsche Gewerkschaftsbund und „Prinzen“-Sänger Sebastian Krumbiegel. Auch das Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“, das vom Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Jann Jakobs (SPD) angeführt wird, hatte die Proteste unterstützt und einen Bus nach Cottbus organisiert.
Gegen 12 Uhr mittags hatten sich die Neonazis am Samstag am Cottbuser Spreewaldbahnhof versammelt. Sie hatten sich auf Blockaden vorbereitet und deshalb auf ihrer Route gleich mehrere Kundgebungen angemeldet. Schon nach knapp 50 Metern trafen sie auf die erste Sitzblockade, weitere folgten auf der gesamten Route. In der Friedrich-Engels-Straße griffen Gegendemonstranten den Aufmarsch mit Wurfgeschossen an, die Neonazis reagierten ihrerseits mit Gepöbel. Ein Neonazi zeigte dabei den Hitlergruß und wurde deshalb später am Bahnhof kurzzeitig in Gewahrsam genommen. Der Chef der NPD Lausitz, Ronny Zasowk hetzte dabei massiv gegen die eingesetzten Polizeikräfte und die Bundesrepublik. Gegen 15 Uhr war der Spuk vorbei. Der Landesvorsitzende der NPD, Klaus Beier, sprach von einem Bei dem Bombenangriff auf den Bahnhof von Cottbus am 15. Februar 1945 kamen rund 1000 Menschen ums Leben. Seit 2010 missbrauchen die Rechtsextremen den Tag für jährliche Aufmärsche. Im vergangenem Jahr wurden sie dabei durch die Gegendemonstranten erstmals erfolgreich gestoppt.
Die Polizei war mit mehreren Hundertschaften aus Brandenburg im Einsatz. Bis auf einige Störaktionen sei alles weitgehend friedlich verlaufen, hieß es. Ermittelt werde gegen rund 80 Personen aus dem gewaltbereiten linksextremistischen Bereich, die eine Polizeikette durchbrochen hätten. Ein Sprecher der Initiative „Cottbus-nazifrei“ sagte, vereinzelt sei es zu massiver Polizeigewalt gegenüber Gegendemonstranten gekommen. Augenzeugen berichteten zudem vom Einsatz von Pfefferspray.
Markus Geiler, Sören Kohlhuber
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