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Brandenburg: Neues Hochschulgesetz: Unfreiwillige Rektorensuche in der Fachhochschule Brandenburg

Brandenburgs neues Hochschulgesetz, noch von der SPD-Alleinregierung verabschiedet, war als eines der modernsten in Deutschland gepriesen worden: Doch in der Praxis offenbart das Gesetz Lücken, wie jetzt die Fachhochschule Brandenburg an der Havel erfahren muss: Denn der dort aufgetretene und bislang in Brandenburg einmalige Fall, dass ein gewählter neuer Rektor sein Amt nicht antritt, ist schlichtweg nicht vorgesehen. "Wir wissen im Moment nicht, wie es jetzt weitergeht", sagte der bisherige Präsident Werner Hofacker gestern dem Tagesspiegel.

Brandenburgs neues Hochschulgesetz, noch von der SPD-Alleinregierung verabschiedet, war als eines der modernsten in Deutschland gepriesen worden: Doch in der Praxis offenbart das Gesetz Lücken, wie jetzt die Fachhochschule Brandenburg an der Havel erfahren muss: Denn der dort aufgetretene und bislang in Brandenburg einmalige Fall, dass ein gewählter neuer Rektor sein Amt nicht antritt, ist schlichtweg nicht vorgesehen. "Wir wissen im Moment nicht, wie es jetzt weitergeht", sagte der bisherige Präsident Werner Hofacker gestern dem Tagesspiegel. Er spricht von "handwerklichen Mängeln" in einem "in seiner Grundintention eigentlich guten Gesetz". Eigentlich wollte Hofacker, der im Libanon eine Hochschule aufbauen will, seinen Stuhl zum Jahreswechsel räumen. Nun muss er notgedrungen weiter amtieren.

Auslöser der Turbulenzen ist die plötzliche Absage des Schweizer Hochschulprofessors Daniel Escher, der im Bewerbungsverfahren für den Rektorenposten das Rennen gemacht hatte. Der Mann von Außen - ein Managertyp - gehört eigentlich zu jener Präsidenten-Spezies, die die neue Hochschulministerin Johanna Wanka wohl gerne auf Chefsesseln märkischer Hochschulen sehen würde: Doch kurz vor Weihnachten war Escher aus den Vertragsverhandlungen mit dem Wanka-Ministerium ausgestiegen. Wie es hieß, soll keine Einigkeit über das Gehalt erzielt worden seien. Ob andere Gründe eine Rolle gespielt haben, etwa der magere Hochschuletat in Brandenburg, das bei den Wissenschaftsausgaben pro Kopf bundesweites Schlusslicht ist, oder das fremdenfeindliche Klima im Land, ist unklar. Aus dem Ministerium hieß es gestern: Um das Gehalt habe es keine Missverständnisse geben können. "Die Dotierung war Bestandteil der Ausschreibung", sagte Ministeriumssprecher Holger Drews. Andere Gründe der Absage seien nicht bekannt. Escher war bislang für keine Stellungnahme erreichbar.

Das Problem: Hofacker, der amtierende Not-Rektor, sitzt auf gepackten Koffern. Er will ab Mitte des Jahres im Libanon eine Hochschule aufbauen. "Ich habe auf die Zusage des damaligen Ministers Reiche vertraut, dass meine Amtszeit zum 31.12.2000 endet", sagt er. So habe er ab Ende Januar bereits Verpflichtungen im Libanon. Stellvertreter, die die Hochschule lenken könnten, gibt es nicht: Die Amtszeit der bisherigen Prorektoren endete regulär zu jenem 31. 12. 2000, wo der neue Rektor sein Amt antreten wollte. Unklar ist, da das Hochschulgesetz für solche Fälle keinerlei Regelungen enthält, ob jetzt das gesamte Rektoren-Wahlverfahren wiederholt werden muss, wie Hofacker befüchtet: "Dies würde ein Dreivierteljahr dauern."

An diesem Punkt bekommt die Rektoren-Personalie eine politisch pikante Note: Denn Escher war der Wunschkandidat des Landeshochschulrates, dessen starker Einfluss bei der Besetzung von Rektorenposten - jüngst auch an der Fachhochschule Lausitz in die Kritik geraten - umstritten ist. In der Fachhochschule Brandenburg selbst war urspünglich mit Rainer Janisch ein hausinterner Bewerber favorisiert worden. Doch hat Wanka bereits klar gestellt, dass bei der geplanten Novelle des Hochschulgesetzes das bisherige Rektorenwahlverfahren - das auch Außenlösungen ermöglicht - nicht in Frage gestellt werden soll. "Das Verfahren ist zu kompliziert und sollte überprüft werden", sagt dagegen Hofacker.

Das Hochschulministerium gibt sich dennoch optimistisch, dass zügig eine Lösung aus dem Rektoren-Dilemma der Fachhochschule Brandenburg gefunden wird. Es werde geprüft, ob das Verfahren wirklich neu aufgerollt werden muss, sagte Sprecher Drews. Möglicherweise sei es auch ein "gangbarer Weg", den zweiten Favoriten zum Rektoren zu wählen. Notfalls müsse bis zur regulären Rektor-Neuwahl ein kommissarischer Präsident bestimmt werden.

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