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Brandenburg: Novum: Bildungsstudie lobt Brandenburg Bertelsmann-Stiftung sieht Land bei Inklusion vorn

Potsdam - Brandenburg gehört in Deutschland zu den Vorreitern beim gemeinsamen Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern, das nach einer von der Bundesrepublik ratifizierten UN-Konvention künftig überall zwingend sein wird. So steht es in einer neuen Bildungsstudie der Bertelsmann–Stiftung aus Gütersloh.

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Potsdam - Brandenburg gehört in Deutschland zu den Vorreitern beim gemeinsamen Lernen von behinderten und nicht behinderten Kindern, das nach einer von der Bundesrepublik ratifizierten UN-Konvention künftig überall zwingend sein wird. So steht es in einer neuen Bildungsstudie der Bertelsmann–Stiftung aus Gütersloh. Die hat untersucht, wie weit Deutschland auf dem Weg zu einem „inklusiven Schulsystem“ ist – und welche Zusatzausgaben dies erfordert. Brandenburg, sonst in Bildungsstudien regelmäßig ein Schlusslicht, kommt diesmal gut weg. Bildungsministerin Martina Münch (SPD), die die separaten Förderschulen für behinderte Kinder auslaufen lassen will, ihre voreilig verkündete Zielmarke vom Jahr 2017 nach heftigen Protesten aber zurücknehmen musste, erhält damit Unterstützung.

Danach werden in Brandenburg im Schuljahr 2010/2011 knapp 39 Prozent der Förderschüler in normalen Schulen unterrichtet, bundesweit sind es nur knapp 22 Prozent. Im Vorjahr waren es in Brandenburg noch 36,5 Prozent der Förderschüler. Allerdings hat die Studie eine klare Botschaft, die nach Bildungskürzungen auch in Brandenburg nicht ohne Brisanz ist: Ohne zusätzliches Geld, ohne mehr Lehrer, kann es keine gemeinsame Schule von Behinderten und Nichtbehinderten geben. Für Brandenburg beziffert die Studie, die der renommierte Wissenschaftler Klaus Klemm erstellt hat, einen Inklusions-Zusatzbedarf von 626 Lehrern bis 2020/2021 und Zusatzkosten von jährlich 44 Millionen Euro. Da Brandenburg zu den Ländern gehöre, wo die Schülerzahlen eher stabil bleiben – die Einbrüche hat das Land hinter sich – könne die Politik die Inklusion nicht über frei werdende Lehrer absichern, so die Studie. Allerdings ist unklar, wie Zahlen zustande kommen. Bis 2014 will die rot-rote Regierung in Brandenburg zwar 2000 neue Lehrer einstellen, aber lediglich um die Schülerzahl von 1:15,4 zu halten, also das pensionsbedingte Ausscheiden Tausender Lehrer zu kompensieren. Bildungsministerin Martina Münch (SPD) sah sich dennoch bestätigt, dass „kein Weg an Inklusion“ vorbeiführt. Es sei „klar, dass es Inklusion nicht zum Nulltarif gibt“. Linke-Bildungsexpertin Gerrit Große sieht Rot-Rot „vorbereitet“. Zum Schuljahr 2012/13 starteten 80 Pilotschulen in die Inklusion. Dafür habe man im Haushalt 2012 zwei Millionen Euro vorgesehen, was 100 zusätzlichen Lehrerstellen entspreche. Dagegen warnte der CDU-Bildungspolitiker Gordon Hoffmann, dass die Integration von Kindern mit besonderem Förderbedarf zum Spartarif umgesetzt werde. Rot-Rot versuche in Brandenburg „ein Bildungsexperiment“, das nicht durchgerechnet sei und der Bildungsqualität schade. Brandenburg bekomme wieder einmal „den Spiegel zum Lehrermangel vorgehalten“, kritisierte auch FDP-Fraktionschef Andreas Büttner. Er fordert ein Konzept, wie die knapp 650 zusätzlichen Lehrerstellen finanziert werden können. Thorsten Metzner

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