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Brandenburg: Pariser Platz, Außenstelle Weißes Haus

Die Sicherheitsmaßnahmen werden ständig erhöht: Ein Besuch in der Sperrzone, bevor Obama kommt

Stand:

Berlin - Fahrräder an die Botschaft lehnen? Das geht ja mal gar nicht. Auch wenn es nicht die amerikanische ist, sondern die französische, quer gegenüber. Am Sonntag war der Pariser Platz in Berlin noch kein Sperrgebiet, aber die Nervosität war zu spüren. Das Fahrrad lehnte erst fünf, sechs Sekunden an der Wand, da meldete sich ein Polizist energisch zu Wort: „Hier wird nichts abgestellt!“

Zugegeben, genau diese Worte sind auf all den Schildern zu lesen, die dort stehen, wo am Dienstag und Mittwoch US-Präsident Barack Obama sein wird. Die Schilder sind aus Blech, aus Pappe, aus Plastik. Der Text variiert nur wenig: „Polizeilicher Sicherheitsbereich – Abstellen und Anschließen von Zweirädern und anderen Gegenständen verboten. Diese werden kostenpflichtig entfernt.“ Das Wörtchen „kostenpflichtig“ ist rot gedruckt, wohl zur Abschreckung. Im Rahmen könnte Sprengstoff versteckt sein, deshalb müssen die Räder weg. Die vielen Schilder sind bei den Touristen ziemlich beliebt: Neben dem üblichen Foto „Gruppe- vor-Brandenburger-Tor“ gibt es das Motiv „Gruppe-vor-Polizeiwarnung“.

Am Sonntag konnten Touristen noch weitgehend unbehelligt durch das Tor und über den Platz schlendern. Nur die Mitte ist abgezäunt, ein Trupp Gerüstbauer montiert dort Tribünen für die Rede, die der amerikanische Präsident hier vor ausgesuchten Gästen halten wird. Polizisten in schusssicheren Westen kontrollieren an den Eingangsschleusen eintreffende Arbeiter mit Metalldetektoren. Jeder Arbeiter ist zuvor polizeilich überprüft worden und hat nun einen Berechtigungausweis um den Hals.

Der erste Besuch von Barack Obama als Präsident in der deutschen Hauptstadt dürfte einen neuen Rekord in puncto Sicherheit bringen. So präzise und so umfangreich wie dieser 26-stündige Besuch waren die Vorbereitungen noch nie. „Mülltonnen nicht näher als 30 Meter an die Fahrbahn“ – so lauten beispielsweise die Anordnungen in der französischen Siedlung am militärischen Teil des Flughafens Tegel. Die Avenue Jean Mermoz ist heikel, weil Obama hier durchfahren muss. Alle anderen Wege, die der Präsident zurücklegen wird, sind nicht berechenbar, Routen werden kurzfristig festgelegt. Wenn die Air Force One am Dienstag um 19.55 Uhr landet, wird der Luftraum über der gesamten Stadt gesperrt sein. Das Gleiche gilt an beiden Tagen für die Schifffahrt auf der Spree, schließlich könnten ja auch Ausflugsdampfer mit Sprengstoff beladen sein. Und die Touren von Stern und Kreis führen genau durch den inneren Kern der Sperrzone zwischen Kanzleramt und Pariser Platz. Wie gravierend die Auswirkungen auf den Autoverkehr sein werden, ist unklar. Im Zweifelsfall wird eher eine Straße mehr gesperrt als eine zu wenig, hieß es. Betroffen sind damit auch die Buslinien der BVG.

Und dann ist da ja auch noch Michelle Obama mit den beiden Töchtern. Sie absolviert am Mittwoch ein Damenprogramm, und zwar mit Merkels Mann Joachim Sauer. Auch jede dieser Stationen – das Mahnmal für die ermordeten Juden, der Reichstag und der Checkpoint Charlie mit dem Asisi-Panorama – wird von der Polizei abgeriegelt werden.

Viel Arbeit für die vielen Tausend Beamten aus Berlin und mehreren Bundesländern. Immerhin gibt es so gut wie keinen Protest gegen den Besuch. Amnesty International will gegen Guantanamo demonstrieren und die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ für einen indianischen Bürgerrechtler. Erwartet werden je 50 Teilnehmer, von denen keine Gefahr für den Präsidenten ausgehen wird. Unvergessen der Präsidenten-Besuch 1987, als die Polizei Kreuzberg einfach abriegelte, um Ronald Reagan vor Gewalttätern zu schützen.

26 Jahre später wird Obama einfach abgeriegelt. Der normale Berliner wird ihn mit einiger Sicherheit nicht aus der Nähe zu Gesicht bekommen, ausgenommen die 4000 geladenen Gäste, die der Rede am Brandenburger Tor lauschen dürfen – nach strengem Sicherheitscheck. Szenen wie 2008, als Obama – damals noch Präsidentschaftskandidat – sich beim Einchecken im Adlon oder in Trainingshose vor dem „Ritz“ von Passanten fotografieren ließ, sind in dieser Woche nicht drin. Jörn Hasselmann

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