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Brandenburgs Agrarstaatssekretär Gregor Beyer soll nach dem Willen von Ministerin Hanka Mittelstädt (SPD) gehen (Archivbild).

© Patrick Pleul/dpa

Streit um Abschussquote für Wölfe: Brandenburgs Agrarministerin bittet um Entlassung von Staatssekretär

Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) will, dass ihr Staatssekretär Gregor Beyer gefeuert wird. Ein sogenanntes Wolfsplenum will sie selbst leiten.

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Brandenburgs Landwirtschaftsstaatssekretär Gregor Beyer steht offenbar vor seiner Entlassung. Einem Bericht der „Märkischen Oderzeitung“ zufolge soll Ministerin Hanka Mittelstädt Ministerpräsident Dietmar Woidke (beide SPD) um die Entlassung des ehemaligen FDP-Politikers gebeten haben. Das Ministerium wollte unserer Redaktion diesen Vorgang jedoch nicht offiziell bestätigen. „Zu Personalthemen werden wir uns nicht äußern“, erklärte Pressesprecher Matthias Bruck am Freitagmittag. „Mir ist der Vorgang nicht bekannt“, sagte Regierungssprecherin Ines Filohn auf Anfrage.

Am Donnerstag hatte Bruck noch zu einer Pressekonferenz mit Beyer aus Anlass des Dorf- und Erntefests eingeladen, die am 11. September in Potsdam stattfinden soll. Keine Aussage wollte Bruck auch zu dem Mann treffen, der als Nachfolger für Beyer gehandelt wird: Im Gespräch ist der frühere Innenstaatssekretär und ehemalige Polizeipräsident Arne Feuring, der seit 2015 die Zentralabteilung des Landwirtschaftsministeriums leitet.

Debatte um Zahl der Wolfsrudel

Zwischen Beyer und Mittelstädt war es in den letzten Wochen immer wieder zu Spannungen gekommen. Anlass war die Frage, wie viele Wölfe in Brandenburg geschossen werden sollen: Beyer hatte gegenüber der „B.Z.“ eine Quotenjagd ins Spiel gebracht – und sich für einen Abschuss von 15 Prozent des Wolfsbestands in Brandenburg ausgesprochen. Zudem sprach er von 1600 in Brandenburg lebenden Tieren.

Mittelstädt hatte das unter Verweis auf das zum Ministerium gehörende Landesamt für Umwelt zurückgewiesen: Dessen Wolfsmonitoring zufolge leben in Brandenburg nur 58 Wolfsrudel. Wegen des Zahlenchaos habe Beyer Mittelstädt „in eine schwierige Situation“ gebracht. Die Ministerin will nun selbst ein sogenanntes Wolfsplenum leiten, das ursprünglich von Beyer geplant wurde und am 11. September in Potsdam stattfinden soll.

„Terroranschläge auf die Herde“

Unterdessen haben Natur- und Umweltverbände sowie Schäfer verstärkte Herdenschutzmaßnahmen gefordert. „Man kommt zur Herde und dann liegen da tote Tiere“, berichtete der Vorsitzende des Schafzuchtverbands Brandenburg, Jonas Scholz. „Das sind Terroranschläge auf die Herde.“ Der Wolf sei aber kein Terrorist, sondern ein Opportunist, der sich gezielt die schwächsten Tiere aussuche.

„Herdenschutz ist möglich, das zeigen sehr viele Betriebe“, sagte Scholz. Nötig sei aber eine vollumfängliche Finanzierung des Herdenschutzes. Wölfe, die Herdenschutzzäune überwinden oder sich von Hunden nicht abschrecken ließen, müssten dagegen schnell und unbürokratisch entnommen werden. Ähnlich äußerte sich der Sprecher der AG Herdenschutzhunde, Knut Kucznik. „So lange nur ein einziger Wolf da ist, sind unsere Herden in Gefahr“, sagte Kucznik. Deswegen sei ein starker Herdenschutz weiter nötig.

Der Landesvorsitzende des Bunds für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND), Carsten Preuß, forderte die „gezielte Entnahme von sogenannten Problemwölfen“, statt „Scheinlösungen zu produzieren“. „Durch den politischen Druck beim Thema Wolf geht die Sachlichkeit verloren, wirksame Lösungen geraten in den Hintergrund“, sagte Preuß. Die Geschäftsführerin des NABU, Christine Schröder, nannte ein „gestärktes Wolfsmonitoring“ einen der wichtigsten Schlüssel zur Verbesserung des Wolfsmanagements. Dazu brauche es aber eine langfristige und ausreichende finanzielle Ausstattung.

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