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Rückzug. Gunther von Hagens neben einem Skelett im Plastinarium in Guben. Von Hagens sieht sich aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, seine Pläne für eine Großmanufaktur im brandenburgischen Guben aufzugeben. Nun ist er wegen Steuerhinterziehung angeklagt

© Patrick Pleul dpa/lbn

Brandenburg: Plastinarium baut Stellen ab

Leichenpräparator Gunther von Hagens zieht sich wegen Krankheit weitgehend aus Guben zurück

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Guben/Heidelberg - Der umstrittene Leichenpräparator Gunther von Hagens muss aus persönlichen Gründen Pläne für eine Fertigung von Plastinaten im großen Stil in Guben aufgeben. Vor gut zwei Jahren sei bei ihm eine Parkinson-Erkrankung festgestellt worden, bestätigte sein Unternehmen am Montag in Heidelberg. Die Zahl der Mitarbeiter müsse um 130 auf 50 reduziert werden. Zum Monatsende werde der Personalabbau greifen, hieß es.

Der Bürgermeister von Guben (Spree-Neiße), Klaus Dieter Hübner (FDP), zeigte sich schockiert. Es sei tragisch, wenn nicht wirtschaftliche Gründe, sondern Krankheiten zur Aufgabe zwingen würden, sagte er nach Angaben seiner Sprecherin. So viele Menschen hätten in der Stadt selbst zu Zeiten der Wirtschaftskrise 2009 nicht auf einmal ihre Arbeit verloren. Er fühle sich hilflos.

In einer Ansprache hatte sich von Hagens noch im alten Jahr an die Belegschaft in Guben gewandt und seine schwere Erkrankung geschildert, die er schon lange bemerkt, jedoch verdrängt habe. Der teilweise heftig kritisierte Präparator hatte mit seinen Ausstellungen „Körperwelten“ weltweit ein Millionenpublikum erreicht.

Sehr persönlich schilderte der 65-Jährige seine körperlichen Symptome und seelischen Probleme, die er mit der Diagnose und der fehlenden Aussicht auf Heilung habe. Er sei an einem Wendepunkt seines Lebens angekommen und gezwungen neue Weichen zu stellen, konstatierte von Hagens. In Guben werde deshalb die Scheibenplastination geschlossen, andere Bereiche sollten dagegen fortbestehen.

In einem großen Gubener Backsteinkomplex hatte von Hagens im November 2006 das Plastinarium mit Werkstatt, Anatomieschau und Ausstellung eröffnet. Dort können Besucher die Geschichte der Anatomie, Techniken der Konservierung von Leichen, das medizinische Lernzentrum und den Verkaufsraum kennenlernen. Erst im November hatte der Anatom einem Online-Shop gestartet. Menschliche Unterschenkelscheiben können für 80 Euro und Kopfscheiben für bis zu 1500 Euro erworben werden. Eine „frontale Ganzkörperscheibe“ soll rund 11 000 Euro kosten. Gehärtete Präparate von Menschenleichen und Kadavern geschützter Tierarten werden jedoch nur an sogenannte qualifizierte Nutzer wie etwa Ärzte und Wissenschaftler verkauft. Die evangelische Landeskirche hatte ein Verkaufsverbot für menschliche Plastinate gefordert. „Wir erwarten von der Landesregierung, dass sie alle rechtlichen Schritte unternimmt, um den angekündigten Verkauf von Menschenscheiben zu verhindern“, erklärte die Cottbuser Generalsuperintendentin Heilgard Asmus.

Seit 1996 zeigt Hagens Institut für Plastination unter dem Titel „Körperwelten“ öffentliche Ausstellungen plastinierter Körper, die heftig umstritten sind. dapd

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