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Geschenkt. Der Traktor für das Grundstück mit Streuobstwiese.

© dpa

Brandenburg: Platzeck zieht Furchen in der Uckermark Der Ex-Regierungschef bleibt in der Politik

Potsdam - Einfach mal nichts tun, raus aus der Politik, eine Weltreise – er könnte es, auch finanziell. Doch das kommt für Matthias Platzeck (SPD) nach dem Rücktritt als Ministerpräsident nicht infrage.

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Potsdam - Einfach mal nichts tun, raus aus der Politik, eine Weltreise – er könnte es, auch finanziell. Doch das kommt für Matthias Platzeck (SPD) nach dem Rücktritt als Ministerpräsident nicht infrage. Liegt es an seinem preußischen Pflichtgefühl, dass er bis 70 arbeiten will, oder kann da einer nicht loslassen von der Politik?

Zunächst ist der Rücktritt für Platzeck inzwischen die einzig richtige Entscheidung nach dem Schlaganfall im Juni. Von dem 80-Stunden-Job rieten die Ärzte ab, 40 bis 50 Stunden seien aber drin. Als Platzeck nach seinem Urlaub den Rücktritt verkündete, sagte er noch, er wolle bis 2014 Landtagsabgeordneter bleiben. Inzwischen ist klar, es soll noch länger gehen. Am Wochenende wählte der SPD- Unterbezirk Uckermark den 59-Jährigen einstimmig zum Kandidaten für die Landtagswahl 2014. Aus Platzecks Umfeld heißt es, er wolle der Uckermark helfen, diesen wunderschönen, aber fast menschenleeren, wirtschaftlich schwachen Erdfleck im Nordosten der Mark nach vorn bringen mit seinem Namen. Vergangenes Jahr kauften sich Platzeck und seine Frau in einem 500-Seelen-Dorf im Amt Gerswalde ein Grundstück, direkt im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin am Oberuckersee. Ein kleines Haus mit Streuobstwiese, davon träumt Platzeck. Und von einem Traktor.

Dennoch erscheint es ungewöhnlich: Da tritt einer ab, will sich in die Fraktion einreihen und schaut zu, wie sein Nachfolger regiert. Eine Art Schatten-Ministerpräsident? Platzeck selbst beruft sich auf seinen Vorgänger Manfred Stolpe, der ihm versprach, nicht reinzureden. So will es auch Platzeck halten. Klaus Ness, der neue SPD-Fraktionschef und Ex-Generalsekretär, sagte, Platzeck sei ein zurückgenommener Mensch, der nicht so eitel sei und Zensuren verteilen wird. Die Furcht vor einem Ober-Ministerpräsident sei unbegründet. Es gibt Vorbilder, auch Helmut Kohl blieb nach seiner Kanzlerschaft im Bundestag. Dennoch versteht CDU- Fraktionschef Dieter Dombrowski Platzeck nicht. Dass der Ex-Regierungschef einfacher Abgeordnete sein will und dies mit 40 bis 50 Wochenstunden, zeige, wie weit Platzeck von der parlamentarischen Arbeit entfernt ist. Die SPD-Fraktion wird sich sortieren müssen. Übernimmt Platzeck einen Ausschuss, sogar einen Vorsitz, ist das für einen Ex-Regierungschef denkbar? Und kann man sich den Dienstwagen samt Fahrer abgewöhnen? Was ist mit den Bodyguards, bleiben die für den Übergang? Auskunft darüber gibt es in der Staatskanzlei nicht, es ist sicherheitsrelevant.Alexander Fröhlich

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