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Brandenburg: Platzecks Geburtstagsrunde: Öffentliches Privatvergnügen

Regierungschef zahlte selbst/Gäste fanden Debatte „kleinlich“

Potsdam. Gerhard Schröder konnte nicht, eine verschleppte Grippe. Also verlas Bundesbauminister Manfred Stolpe die Wünsche des Kanzlers für und an den 50jährigen Jubilar. Den wichtigsten: Matthias Platzeck möge noch „ein, zwei Wahlen in Brandenburg“ gewinnen, die nächste im Herbst 2004. Und das möglichst mit jenem Traumergebnis, mit dem der heutige Regierungschef einst Oberbürgermeister in Potsdam wurde: 63 Prozent! Heiterkeit im Palmensaal des „Mövenpick“ unter den dicht gedrängten rund vierhundert vorwiegend Brandenburger Gästen, denn Platzecks SPD und Schönbohms CDU liegen derzeit bei 34 Prozent gleichauf. Und: „Wir haben gemeinsam noch viel vor“, so Innenminister und CDU-Landeschef Jörg Schönbohm.

Und Platzeck? So richtig wohl fühle er sich nicht, bekannte der Regierungschef, angesichts der Lobeshymnen, der Geschenke. Der Kanzler schenkte eine Tischuhr für das Kabinett. Ex-Bauminister Hartmut Meyer übergab ein selbst gemaltes Gemälde, das die Glienicker Brücke und die Silhouetten Berlins und Potsdams zeigt. Die Unterschrift: „Ein Land“. Eine Anspielung darauf, dass Platzeck die Fusion gerade vertagt hat. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit, der eine launige Laudatio hielt, hatte gleich zwei hintersinnige Geschenke für Platzeck: die Memoiren Friedrich des Großen, aus dem Jahr 1758. Und dann noch einen „50-Pfennig-Schein“, Berliner Notgeld aus dem Jahr 1921 „zur Finanzierung der Geburtstagsfeier“ Platzecks, um die es in den letzten Tagen so viel Wirbel gegeben hatte. Wowereits Trost: Die bösen Schlagzeilen müsse ein Politiker ertragen, „aber ein paar Revanchefouls sind auch zulässig.“

Die meisten der Gratulanten schüttelten die Köpfe. Ob der Potsdamer Handwerkskammerpräsident Klaus Windeck oder Rechnungshofpräsidentin Gisela von der Aue – sie fanden die Debatte um die 3000-Euro für den Regierungsempfang zu Ehren Platzecks „kleinlich“. Und manche wie etwa CDU-Fraktionschefin Beate Blechinger hielten es auch für einen Fehler, dass der genervte Jubilar am Ende auch noch selbst alles bezahlte. „Es ist ja keine Geburtstagsfeier. Es geht um die Repräsentation des Amtes“, so Blechinger. Platzecks Griff ins eigene Portemonnaie schaffe nur Verunsicherung im Lande, wo gerade viele Neujahrsempfänge stattfänden, sagte Städtebund-Geschäftsführer Karl-Ludwig Böttcher. Wie groß die Verunsicherung ist, hatte sich schon am Tage gezeigt: Landtagspräsident Herbert Knoblich sagte in Absprache mit Platzeck den für 28. Januar geplanten Neujahrsempfang Brandenburgs mit Hinweis auf die Haushaltslage ab. Er findet nun doch statt, allerdings finanziert von der Landespressekonferenz.

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