Brandenburg: Politiker, die auf Lebensmittel starren
Regierungschef Woidke besucht die Grüne Woche am Brandenburg-Tag. Erst ging es um Politik, dann folgte ein Verzehr- und Trink-Marathon
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Berlin - Der Brandenburg-Tag auf der Grünen Woche begann für Ministerpräsident Dietmar Woidke am gestrigen Mittwoch nüchtern – mit politischen Botschaften. In der Brandenburg-Halle auf dem Berliner Messegelände spielte das Landespolizeiorchester auf der Bühne, Woidke griff zum Dirigentenstab, und dann sagte er in seiner Eröffnungsrede, er setze sich angesichts des geplanten Freihandelsabkommens zwischen der EU und den USA für einen Schutz der regionalen Produkte ein. „Eine Spreewaldgurke aus Kalifornien wird es mit uns nicht geben“, erklärte der Ministerpräsident.
Agrar- und Umweltverbände fürchten – wie berichtet – eine Senkung der Standards für Lebensmittel, wenn Zollschranken fallen. „Brandenburg will seine Regionalmarken auf jeden Fall behalten und damit die hohen Qualitäts- und Produktionsstandards wahren“, betonte Woidke. „Dafür setzen wir uns in Berlin und Brüssel ein.“
Auch die Staatssekretärin im Potsdamer Verbraucherschutzministerium, Anne Quart, warnte: „Die umfassende Liberalisierung des internationalen Handels hat im Agrarbereich besorgniserregende Auswirkungen.“ Daher müssten regionale Wirtschaftskreisläufe unterstützt und gefördert werden. „Hohe Standards sind eine Grundlage für wirkungsvollen Verbraucherschutz“, sagte Quart. Diese dürften auch im Rahmen internationaler Abkommen nicht abgeschwächt werden.
An knapp 80 Ständen bieten Landwirte und Erzeuger in der Brandenburg-Halle bis kommenden Sonntag ihre regionalen Erzeugnisse an. Neben traditionellen Produkten können die Besucher auch Neuentwicklungen naschen: Ein Hersteller aus Templin (Uckermark) fertigt etwa schwarzes Eis mit Lakritze, ein Bäcker Brot mit Gemüsefüllung und eine Fleischerei Würste mit Gurke oder Meerrettich.
Gemeinsam mit seinem Amtskollegen aus Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), will Woidke auch für die Bundesgartenschau in der Havelregion werben, die im April beginnt. Erstmals läuft sie in zwei Bundesländern, an den fünf Standorten Brandenburg/Havel, Premnitz, Rathenow und Stölln in Brandenburg sowie in Havelberg in Sachsen-Anhalt. Die Veranstalter hoffen bis Oktober auf 1,5 Millionen Besucher.
Ansonsten dürfte der Besuch bei der Grünen Woche für Woidke eine ganz besondere Tour gewesen sein, eine, für die es ganz eigenen Qualitäten braucht – vor allem Durchhaltevermögen. Nach dem Terminplan dürfte es ein 12-Stunden-Tag zwischen Bier, Würsten, Hackepeterbrötchen, Gurken und auch ein paar Gläschen Wein gewesen sein. Los ging es um 10 Uhr in der Brandenburg-Halle, dort eröffnete Woidke gemeinsam mit Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) den Brandenburg-Tag. Dann verlieh Woidke noch diverse Preise wie die „Goldene Brezel“ des Bäcker- und Konditoren-Landesverbandes. Gegen 11 Uhr dann unternahmen Woidke und Vogelsänger „einen mehrstündigen Hallenrundgang zu den einzelnen Ausstellern“, wie das Agrarministerium mitteilte. „Essen und Trinken gehören zu diesem Besuchs-Marathon dazu.“
Zwischendurch dann ein paar Fotos mit diversen Landschönheiten, etwa mit der Werderaner Blütenkönigin Franziska oder mit Milchkönigin Julia und der Erntekönigin Juliane, mit denen Woidke sich via Strohhalm – jeder einen, versteht sich – einen Becher Buttermilch teilte.
Am Abend war für Woidke aber noch lange nicht Schluss. Um 20 Uhr folgte der Empfang zum Brandenburg-Tag mit mehreren Ministern und Staatssekretären. Schluss sollte laut Einladung erst um 23 Uhr sein. dpa, axf
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