
© Andreas Arnold/dpa, Koen van Weel, epa
Innere Sicherheit in Brandenburg: Polizei rüstet sich für Terror-Gefahr durch Drohnen
Die Polizei will vorbereitet sein - auf neue Bedrohungen aus der Luft. Spezialisten loten bereits geeignete Abwehrsysteme aus. In anderen Ländern greift man auf Tiere zurück. Ein Vorbild für Brandenburg?
Stand:
Potsdam - Brandenburgs Polizei bereitet sich auf die Gefahr von Terror-Drohnen vor – hält sich aber mit Details zurück. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums sagte den PNN, es seien zum Umgang „mit Drohnen, von denen eine unmittelbare Gefahr ausgeht“, „entsprechende Festlegungen“ zu „verschiedensten Einsatzszenarien“ getroffen worden. Aus „einsatztaktischen Gründen“ könne die Polizei darauf jedoch nicht näher eingehen.
Dabei ist es kein Geheimnis, dass sich die Polizei in Bund und Ländern derzeit intensiv damit befasst. Dabei geht es vor allem um zwei Szenarien: um Terrorgefahr, etwa durch mit Sprengsätzen beladene Drohnen, und Drohnen, die bei Großveranstaltungen zur Gefahr für Leib und Leben werden. Eine bereits vor Monaten von Polizeipräsident Hans-Jürgen Mörke eingesetzte Arbeitsgruppe von Spezialisten befasst sich den Angaben zufolge intensiv mit den „Zielen und Möglichkeiten des Drohneneinsatzes sowie der Drohnenabwehr“.
Die Wirtschaft rüstet sich mit Abwehrtechnik
Handlungsbedarf besteht ohnehin: In der Bundesrepublik wird die Polizei immer häufiger zu Unfällen mit Drohnen gerufen, weil die ferngesteuerten Fluggeräte mit Autos zusammenstoßen oder an Flughäfen den Flugzeugen gefährlich nahe kommen. Oder die Polizei hat wegen Foto-Drohnen mit Straftaten zu tun. Die Zahl ziviler Drohnen wird sich in der Bundesrepublik nach Einschätzung der bayerischen Polizei in den nächsten drei Jahren auf 1,2 Millionen verdreifachen. Fotografen, Paketzusteller und Hobbypiloten nutzen sie.
Immer häufiger geht es jedoch bei den Polizeistrategen auch um die Abwehr von Drohnen. Die Fluggeräte sind damit längst zu einem Thema für die innere Sicherheit geworden. Die Industrie bietet bereits Drohnenschutzschilde für Unternehmen an. Die Telekom hat nach eigenen Angaben bereits 90 Kunden, die mit dem System ihr Gelände „gegen Überflüge der ferngesteuerten Flugobjekte absichern und somit Spionage, Schmuggel und Vandalismus vorbeugen“. Die Sicherheitsbehörden befürchten ganz konkret, dass Terroristen mit den Drohnen Anschläge verüben könnten.
Mini-Radarsystem zum Orten von Drohnen
Die Brandenburger Polizei schweigt sich noch darüber aus, wie sie vorgehen will, um im konreten Fall Drohnen vom Himmel zu holen. Wer Fachleute und Branche befragt, stößt auf eine Reihe von Techniken. Ihre Zahl ist jedoch begrenzt.
So gibt es etwa mobil einsetzbare Überwachungssysteme, die wie ein Mini-Radar funktionieren. Derlei kam auch zum Einsatz, um den G-20-Gipfel in Hamburg abzusichern. Mit Videokameras, Funk-Scannern und Mikrofonen können Drohnen in einem begrenzten Gebiet aufgespürt werden – aber auch jene, die die Fluggeräte steuern. Auf Letzteres setzt nach PNN-Recherchen auch die Brandenburger Polizei, nämlich die Täter am Steuergerät zu stoppen.
Die Frage ist nun, wie Drohnen bei konkreter Bedrohung schnell vom Himmel geholt werden können. In Japan arbeitet die Polizei mit Drohnen, die andere Fluggeräte mit Netzen einfangen. Mit Hilfe von Störsignalen kann auch die Steuerung von Drohnen außer Kraft gesetzt werden, um sie dann abzuschießen oder gezielt abstürzen zu lassen.
Die Luftwaffe in Frankreich hat eine Adlerstaffel - benannt nach den Musketieren
Nicht auf Technik, sondern auf Tiere setzt die Luftwaffe in Frankreich. Dort wurde vor wenigen Jahren nach mysteriösen Drohnenflügen über Atomkraftwerken über die mögliche Terrorgefahr gerätselt. Auf einem Stützpunkt im südfranzösischen Mont-de-Marsan hat die Luftwaffe deshalb eine Adler-Staffel gebildet. Vier Steinadler – benannt nach den vier Musketieren d’Artagnan, Aramis, Athos und Porthos – sind dort als Abfangjänger für Drohnen stationiert. Sie sind groß genug, um mehrere Kilo schwere Drohnen zu Boden zu reißen. Die Adler werden von klein auf auf die Drohnen abgerichet.
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Vorbild für die Adlerstaffel war die niederländische Polizei. Die erprobt mit dem Unternehmen „Guard from above“ – Schutz von oben – den Einsatz von Abfangadlern. Das Unternehmen spricht von einer „Low-Tech-Lösung für ein High-Tech-Problem“. Während die Führung der Brandenburger Polizei die Sorge umtreibt, die Tiere könnten beim Einsatz verletzt werden, zeigen Videos aus Frankreich und den Niederlande, dass die Tier souverän die Geräte greifen und elegant zu Boden bringen.
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Polizei Brandenburg schafft derzeit selbst eine Drohne an
Und während die Polizei in Brandenburg noch prüft, wie sie künftig die Gefahr aus der Luft bannt, wird sie künftig auch selbst eine Drohne steuern. Die Ausschreibung ist bereits erfolgt, das Vergabeverfahren läuft derzeit, sagte der Präsidiumssprecher. Wenn ein Unternehmern ausgesucht wurde und die Drohne liefert, müssen noch Beamte ausgebildet werden.
Sie soll etwa bei Massenkarambolagen oder an Tatorten zum Einsatz kommen, bei der Suche nach Straftätern helfen, der Polizei bei Demonstrationen oder Spezialkräften bei Festnahmen einen Überblick verschaffen. Die Grünen im Landtag hatten bereits Bedenken wegen des Datenschutzes geäußert. Doch Polizei und Innenministerium versichern nun: Die Gesetze müssten nicht angepasst und geändert werden.
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