Brandenburg: Positiver Präsident
Horst Köhler besuchte gestern die evangelische Grundschule und den Dom in Brandenburg/Havel
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Horst Köhler besuchte gestern die evangelische Grundschule und den Dom in Brandenburg/Havel Von Henri Kramer Brandenburg/Havel - Ihre vier Fragen an den Bundespräsidenten kennt die 11-jährige Josefine von der Schülerzeitung „Domkids“ inzwischen auswendig – und sie weiß, was sie am meisten dabei interessiert. „Welche Vorstellungen haben sie von einer kindgerechten Politik“, fragt die Schülerin der evangelischen Dom-Grundschule Horst Köhler an diesem Mittwoch Nachmittag. Ohne zu stocken antwortet der von Kindern und Reportern umringte Bundespräsident: „Das ist eine sehr wichtige Frage. Ihr müsst euch darauf verlassen können, dass jeder die Chance besitzt lernen zu können – egal ob die Eltern reich oder arm sind. Wenn wir das schaffen, haben wir schon viel Gerechtigkeit in Deutschland.“ Horst Köhler beantwortet bei seinem Besuch im Domstift zu Brandenburg an der Havel fast alle Fragen, die ihm gestellt werden – nur in Bezug auf die aktuelle Politik hält er sich zurück. „Was halten sie von der Diskussion Merkel oder Schröder?“, wird Köhler gefragt. „Das werden wir hier nicht diskutieren.“ Doch rät er, „unproduktive“ Diskussionen über Schuld an der Lage in Deutschland zu beenden, sich über Parteigrenzen hinweg zu verständigen, wie die Probleme im Land gelöst werden können. Und: Er macht 15 Jahre nach der Wende dem Osten Mut. Er habe bei seinen Reisen in den neuen Bundesländern viel Selbstbewusstsein erlebt. „Die Menschen lassen sich im Osten nicht hängen“, sagt Köhler. Die Politik müsse deswegen mehr Freiraum für die Initiative der Menschen zu schaffen. Als ein solches positives Projekt begreifen Köhler und sein Begleiter, Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck, die evangelische Grundschule des Domstifts – zur Freude seiner Gastgeber. „In einem ergänzenden Wettbewerb um die besten Ideen haben auch die staatlichen Schulen die Möglichkeit zu profitieren“, so Köhler, den besonders der reformpädagogische Ansatz des Schulprojekts beeindruckt. Nächstes Jahr sollen neben der Dom-Grundschule noch ein Gymnasium und ein Kindergarten entstehen – Köhler sagt gern seine Unterstützung zu. Eine weitere Station seines Besuchs: Der Dom der Stadt neben der Schule. Bei der Andacht lobt Bischof Wolfgang Huber das christliche Menschenbild von Köhler: „Was in anderen Ländern selbstverständlich ist, haben Sie zurück nach Deutschland gebracht: Der Segen Gottes ist eine öffentliche Kategorie.“ Josefine aus der Grundschule befragt den Bundespräsidenten nicht nach seinem Glauben. Sie interessiert sich für seine Hobbys. Köhler sagt, dass er sich mit Sport fit hält. „Ich mag Skifahren und Hochgebirgswandern.“ Er gehe auch ins Theater und in die Oper. „Und sind Sie gern in die Schule gegangen?“ Köhler antwortet verschmitzt. „Mal ja, mal nein.“ Später fragt er: „Und ihr?“ Typisches Schülergemurre. Köhler schmunzelt: „Später werdet ihr denken, dass die Schule die schönste Zeit eures Lebens war.“
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