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Von Klaus Kurpjuweit: Protest gegen die Warteschleife

Busunternehmer-Verband bezeichnet Senatskonzept für die Museumsinsel als „absoluten Schwachsinn“

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Berlin - Für den Berliner Senat und die Museen ist es die Ideallösung – für den Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen (BDO) dagegen der „absolute Schwachsinn“: das Konzept für die künftige Verkehrsführung an der Museumsinsel und dem Humboldtforum. Während BDO-Sprecher Martin Kaßler die Reglementierung für Reisebusse als „nicht umsetzbar“ bezeichnet, sieht die Stadtentwicklungsverwaltung in ihrer Lösung weiter „ein sehr vernünftiges Konzept“, das mit den Museen abgestimmt sei. Demnach sollen sich, Fahrer von Reisebussen von unterwegs bei den Museen anmelden, die ihnen dann ein „Zeitfenster“ zuteilen, in dem sie ihre Fahrgäste aussteigen lassen können. Wie das konkret passieren soll und welches Personal dafür notwendig ist, dazu gibt es weder vom Museum noch vom Senat eine Antwort. Anschließend müssen sich die Busfahrer einen Parkplatz in der Umgebung suchen, bis sie ihre Passagiere wieder aufnehmen dürfen. Nach den Vorgaben sollen nicht mehr als zwei Reisebusse gleichzeitig an den Halteplätzen stehen. Nur bei großem Bedarf sind fünf weitere Halteplätze vorgesehen.

Halten sollen die Busse auf der Bodestraße zwischen dem Alten und dem Neuen Museum sowie dem künftigen zentralen Eingangsgebäude. Die Zufahrt wird nach dem Konzept durch versenkbare Poller versperrt sein und nur für berechtigte Busse geöffnet. Angemeldete Busse sollen über das zuvor durchgegebene Kennzeichen per Kamera identifiziert werden. Hierfür will man modernste Technik einsetzen, die aber noch entwickelt werden muss. Ein solch aufwändiges System sei eine Verschwendung von Steuergeldern, kritisiert BDO-Sprecher Kaßler. Vor allem bei Bussen aus dem Ausland werde es kaum möglich sein, das vorherige Anmelden durchzusetzen. Schwierig sei es auch, den Fahrern eine Zeit zum Ankommen fest vorzuschreiben. Verkehrsplaner Heribert Guggenthaler aus der Stadtentwicklungsverwaltung verweist dagegen darauf, dass dieses Verfahren bereits erfolgreich in Paris und London funktioniere. Nachteile für Reisebusse dürfe es nicht geben, weil Berlin auf diesen Tourismus angewiesen sei, sagte Christian Tänzler von der Berlin Tourismus Marketing. Praktikabel ist für Kaßler dagegen das vorgesehene „Terminalsystem“, bei dem die Fahrer – unreglementiert – Fahrgäste aussteigen lassen und dann zu einem Parkplatz in der Umgebung fahren. Platz zum Abstellen gibt es nach Angaben der Verwaltung reichlich. Die Flächen sollen per Kamera überwacht werden, so dass die Fahrer bei der Abfahrt wissen, wo es freie Plätze gibt.

Hinweise auf Abstellflächen für Busse sind auf den Berlin-Seiten im Internet allerdings schwerer zu finden als etwa in Hamburg oder München. So blieb bisher meist der Zentrale Abstellplatz für Busse auf dem Moabiter Werder beim Kanzleramt unbekannt – und ungenutzt.

Kritik am Senatskonzept gibt es auch bei der Verkehrsführung für Autos, die weiter auf der Karl-Liebknecht-Straße fahren sollen, die die Museumsinsel vom künftigen Humboldtforum trennt. Die Anlage einer Fußgängerzone, wie es der ADAC vorgeschlagen hatte, lehnt der Senat ab. Die Planer wollen stattdessen die Straße nur auf rund 200 Metern aufpflastern und den Übergang für Fußgänger durch Ampeln sichern. Den Vorschlag der CDU, hier eine Fußgängerbrücke zu bauen, lehnt der Senat ebenso ab wie die Anlage eines Fußgängertunnels. Eine Brücke sei städtebaulich fragwürdig und das Verbannen von Fußgängern unter die Erde planerisch antiquiert, heißt es bei der Stadtentwicklungsverwaltung.

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