Brandenburg: Protest-Tour gegen CO2-Endlager Bundesbehörde widerspricht Greenpeace
Neutrebbin – Es ist eine Nachricht, die die Gegner der unterirdischen Lagerung des Klimagases CO2 in Brandenburg aufhorchen ließ. Die Kapazität der in Deutschland geplanten unterirdischen Speicher sei kleiner als bisher angenommen, teilte die Umweltorganisation Greenpeace mit.
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Neutrebbin – Es ist eine Nachricht, die die Gegner der unterirdischen Lagerung des Klimagases CO2 in Brandenburg aufhorchen ließ. Die Kapazität der in Deutschland geplanten unterirdischen Speicher sei kleiner als bisher angenommen, teilte die Umweltorganisation Greenpeace mit. Statt bundesweit für 20 Gigatonnen Kohlendioxid stünden nach den jüngsten Berechnungen des Bundesamtes für Geowissenschaften und Rohstoffe in den CO2-Endlagern nur 6,4 Gigatonnen zur Verfügung.
Dennoch seien die CO2-Speicherkapazitäten in Deutschland ausreichend, teilte das Bundesamt am Dienstag mit und korrigierte zugleich die Angaben von Greenpeace nach oben. „Die neu berechnete Kapazität liegt bei 6,3 bis 12,8 Gigatonnen“, sagte der zuständige Referatsleiter im Bundesamt, Peter Gerling. Tatsächlich habe seine Behörde 2005 Speicherplatz für 12 bis 28 Gitatonnen errechnet. „Aber auch wir haben dazugelernt.“ Gerling sagte: „Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Speicher für eine Generation moderne Kohlekraftwerk ausreicht.“
Die Umweltschützer von Greenpeace aber hatten den Zeitpunkt ihrer Mitteilung mit Bedacht gewählt. Denn zugleich startete die Organisation ihre Protest-Tour „Zeitbombe CO2-Endlager“durch Brandenburg, um die Gegner der geplanten CO2-Verpressung in Osten des Landes zu unterstützen. Zum Start in Neutrebbin (Märkisch-Oderland) warnten die Umweltschützer mit der drei Meter großen Attrappe einer Zeitbombe vor den unkalkulierbaren Risiken einer Verpressung des Klimagases, das beim Verbrennen von Braunkohle entsteht. Zum Abschluss der Tour in der nächsten Woche will Greenpeace Vertretern der Landesregierung in Potsdam und Politikern Berlin gesammelte Protestunterschriften aus Brandenburg übergeben. Greenpeace-Energieexperte Karsten Smid sagt: „So ein Projekt lässt sich nur durch durchsetzen, wenn es vor Ort akzeptiert wird.“
Der Energiekonzern Vattenfall will mit Unterstützung der rot-roten Landesregierung in der Gegend um Neutrebbin und bei Beeskow (Oder-Spree) das Klimagas in tiefen Gesteinsschichten einlagern und dort mögliche Speicherorte erkunden. Parallel dazu ist in Jänschwalde eine sogenannte CCS-Anlage beplant, mit der ab 2015 das bei der Verstromung von Braunkohle anfallende CO2 abgeschieden und per Pipeline zu den Speicherorten gebracht werden soll. Die Bundesministerien für Umwelt und für Wirtschaft arbeiten derzeit an einem CCS-Gesetzesentwurf, um die umstrittene CO2-Verpressung möglich zu machen. Greenpeace-Experte Smid sagte, sie verschwende Geld und Energie für ein Projekt, das in die völlig falsche Richtung führt. „Es ist riskant, weitgehend ungeprüft und fördert den Klimakiller Kohle.“
Am Mittwoch geht die Protest-Tour nach Beeskow, dann nach Jänschwalde und nach Cottbus, wo Vattenfalls Sparte für Kraftwerke und Bergbau ihren zentralen Sitz hat. Für Montag und Dienstag sind Aktionen in der Landeshauptstadt Potsdam geplant, von Donnerstag bis Sonntag in Berlin. A. Fröhlich
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