
© Archiv Berliner Flughäfen/ddp
Von Klaus Kurpjuweit und Stefan Jacobs: Protest und Partylaune
Als Zaungast, Demonstrant oder vom Fernsehsessel aus: So kann man dem Flughafen Adieu sagen
Stand:
Am heutigen Donnerstag ist es so weit: In Tempelhof endet nach 85 Jahren der Flugbetrieb. Eine Abschiedsfeier für alle Berliner hat der Senat nicht organisiert, aber trotzdem gibt es viele Gelegenheiten, sich vom „ Zentralflughafen“ zu verabschieden. Die Haupthalle ist bereits von heute an gesperrt; nur die Passagiere für die letzten Flüge dürfen sie noch betreten.
Die Abschiedsgala
Die Flughafengesellschaft hat 800 Vertreter aus der Politik, der Wirtschaft und mit ihr verbundener Unternehmen zu einem Abendempfang in der Abflughalle eingeladen. Mit dabei ist der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafengesellschaft ist. Wowereit wird eine Rede halten. Im Bühnenprogramm sollen „Geschichte und Geschichten“ des Flughafens vorgestellt werden – mit Filmen und Interviews. Auch ein private Feier im Flughafenrestaurant ist geplant. Wer teilnehmen will, muss bezahlen. Die Teilnahme an der Feier des Flughafens ist dagegen gratis.
Der letzte Linienflug
Er soll, beobachtet von den Gästen, um 20.50 Uhr starten. Letztes Ziel im Tempelhof-Verkehr wird Mannheim sein. Der Abschiedsflug von Cirrus Airlines ist eigens von 20 Uhr nach hinten verschoben worden, kurz vor den Beginn des üblichen Flugverbotes um 22 Uhr.
Die letzten Starts
Gleichzeitig oder zumindest fast gleichzeitig wollen die Junkers Ju 52 der Lufthansa-Stiftung und der Rosinenbomber DC 3 um 23.55 Uhr abheben – fünf Minuten, bevor die Betriebsgenehmigung für den Flughafen erlischt. Die Flugsicherung hat ausnahmsweise einen Parallel start zugelassen, obwohl der Abstand der Bahnen dafür eigentlich nicht ausreicht. Vom Geschick der Piloten wird des abhängen, welche der Traditionsmaschinen tatsächlich als letzte abhebt.
Tipps für Zaungäste
Die Halle ist für die geladenen Gäste reserviert, aber den besten Blick auf die letzten startenden Flugzeuge hat man sowieso von draußen. Die Hobby-Flugzeugfotografen von „Berlin Spotter“ empfehlen diese Standorte: Direkt an der Oderstraße (also östlich des Flughafens), zwischen Jugendheim und Kolonie („Das Tor steht manchmal offen“) oder auf dem Friedhofsgelände („Der Zaun ist löchrig“). Wem das nicht gefällt, der sollte direkt zum U-Bahnhof Paradestraße gehen. Dort befindet sich ein Lüftungsschacht nahe der Bushaltestelle, auf den man klettern und alle Rollbahnen überblicken kann.
Draußen oder live im Fernsehen
Schön warm anziehen! Um 16.40 Uhr ist Sonnenuntergang, die Temperaturen sinken auf vier Grad. Wem da zu kalt wird, der setzt sich vor den Fernseher und guckt das Tempelhof-Spezial im RBB. Der zeigt nämlich ab 20.15 Uhr viele Sondersendungen und ab 23.55 Uhr den Abflug der letzten beiden Maschinen – live. Anschließend werden die blauen, roten und weißen Lichter auf dem Rollfeld ausgeschaltet – festgehalten von einer Kamera aus einem Hubschrauber.
Party in Neukölln
Das Kulturamt Neukölln widmet dem Flughafen zum Abschied am Donnerstag eine Lange Partynacht. Inder Galerie am Körnerpark, Schierker Str. 8, erinnert das Mobile Museum an die Geschichte des Airports. Ab 20.30 Uhr auf dem Programm: eine Lesung von Horst Bosetzky, Songs aus der Zeit der Luftbrücke von der Combo Triple Sec, eine 25-Minuten-Dokumentation über die Historie und eine Live-Übertragung vom Flughafen um Mitternacht. Der Eintritt ist frei, Einlass ist ab 18 Uhr.
Party draußen
50 Künstler aus 12 Ländern sagen dem Flughafen auf ihre Art Adieu: mit einer Live-Performance ab 17 Uhr vor dem Gebäude Tempelhofer Damm 2, in dem die Kunstmesse Artville stattfindet. Auf großen Holzplatten wollen die Künstler ihre Visionen zum frei werdenden Gelände präsentieren und mit dem Publikum diskutieren. Anschließend gibt’s Party in der Ausstellung: Kunst, Bier und auf den Balkonen des Hauses einen Logenplatz mit Blick auf die letzten Starts.
Demo vor dem Gebäude
Flughafenfreunde wollen sich von 18 Uhr auf dem Platz der Luftbrücke treffen und bis 24 Uhr dort demonstrieren. Taschenlampen, Trillerpfeifen und Transparente sollen mitgebracht werden.
Drachen am Himmel
Flughafengegner feiern das Aus gemeinsam und wollen nach Mitternacht beleuchtete Drachen in den dann flugfreien Himmel steigen lassen.
Der Tag danach
Ab Freitag wird die Haupthalle nur noch für Führungen aufgeschlossen. Die Flughafengesellschaft bewirtschaftet das Objekt aber vorerst mit 38 Mann weiter, auch neun Feuerwehrleute bleiben in Tempelhof. Spätere Führungen können unter Tel. 90 166 1484 gebucht werden und kosten 12 Euro. Schüler und Studentengruppen erhalten Ermäßigung.
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