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Brandenburg: Rechtes Denken ist Frage der Bildung Regionale Studie belegt, dass braunes Gedankengut in Brandenburg stärker verbreitet ist als in Berlin

Berlin – Rechtsextremistische Ansichten sind in Brandenburg deutlich stärker verbreitet als in Berlin. Während rund zwölf Prozent der Brandenburger ein rechtsradikales Weltbild vertreten, sind es in Berlin etwa sechs Prozent der Bevölkerung.

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Berlin – Rechtsextremistische Ansichten sind in Brandenburg deutlich stärker verbreitet als in Berlin. Während rund zwölf Prozent der Brandenburger ein rechtsradikales Weltbild vertreten, sind es in Berlin etwa sechs Prozent der Bevölkerung. Dies ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie der Deutschen Paul-Lazarsfeld-Gesellschaft, der Freien Universität und des Meinungsforschungsinstituts Forsa. „Die Berliner sind weit weniger anfällig für den Rechtsextremismus als die Brandenburger“, sagt Sozialwissenschaftler Richard Stöss. Für die Studie haben die Forscher 2000 Menschen befragt: in West- und Ost-Berlin, dem so genannten Speckgürtel und der brandenburgischen Provinz. Gefragt war ihre Meinung zu unterschiedlichen Thesen, zum Beispiel: „Wir sollten einen Führer haben, der Deutschland zum Wohle aller mit starker Hand regiert.“ Oder: „Wenn Arbeitsplätze knapp werden, sollte man die Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken.“ Und: „Es gibt wertvolles und unwertes Leben.“ In Brandenburg gebe es laut Untersuchung deutliche Unterschiede zwischen der Region um Berlin und den äußeren Entwicklungsgebieten des Landes. In weiter von der Hauptstadt entfernten Regionen hätten rund 13 Prozent der Bevölkerung eine rechtsextreme Gesinnung. Um Berlin herum besäßen neun Prozent der Menschen ein fremdenfeindliches und chauvinistisches Weltbild. Laut Studie sind im Ost- und Westteil von Berlin keine Unterschiede auszumachen. Bei rechtsradikalen Übergriffen sind die Täter zumeist junge Männer, das radikale Gedankengut ist aber in Berlin und Brandenburg vor allem in der älteren Generation verbreitet: Während 9,7 Prozent der 24- bis 35-Jährigen sowie 5,5 Prozent der 18- bis 24-Jährigen rechtsextreme Thesen befürworten, sind es bei den über 65-Jährigen rund 11 Prozent. Auf eine kurze Formel gebracht heißt dies: „Die Jungen tun“s, die Alten dulden“s“, sagt Wissenschaftler Stöss. Offenbar ist rechtes Denken vor allem eine Frage der Bildung: Während unter den Befragten mit Abitur oder Studium nur zwei Prozent rechtsextrem denken, sind es unter den Hauptschulabgängern zwölf Prozent. Das rechtsextremistische Wählerpotenzial in der Region bezifferten die Macher der Studie auf rund zehn Prozent. Allerdings hätten in Berlin lediglich 26 Prozent der Menschen mit rechtsextremer Einstellung angegeben, eine rechtsextreme Partei wählen zu wollen. In der Mark liege dieser Wert bei 31 Prozent. Vielmehr würden rechtsextrem eingestellte Personen überwiegend für die Volksparteien votieren. Der Anteil der Anti-Demokraten in der Region liegt der Studie zufolge bei rund vier Prozent. Bei den Menschen mit rechtsextremen Einstellungen lehnten rund sieben Prozent eine Demokratie ab. Als systemkritische Demokraten wurden rund 23 Prozent der Berliner und Brandenburger eingestuft. Dies seien vor allem Personen, die der westdeutschen pluralistischen Demokratie negativ gegenüberstünden, hob der Politikwissenschaftler hervor. Zu Entwicklungen und Tendenzen kann Stöss noch keine Angaben machen: Für die Studie hat er aber gemeinsam mit anderen Forschern eine neue, vereinheitlichte Skala entwickelt. Sie mache es möglich, künftig deutschlandweit Vergleichszahlen zu erhalten. Denn bislang habe nahezu jede Studie ein anderes Ergebnis zutage gebracht. Mal bewegte sich die Zahl der Rechtsextremisten bei fünf, mal bei zwanzig Prozent – je nach Messmethode. Katja Füchsel/ddp

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