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Von Hannes Heine: Rechtes Label in arabischen Händen Investor aus Dubai steigt bei Thor Steinar ein. Neonazis debattieren über „Geldmacherei“

Berlin - Der arabische Großinvestor Faysal al Zarooni ist bei der umstrittenen Modemarke Thor Steinar aus Brandenburg eingestiegen. Das Unternehmen aus dem Nahen Osten beteiligt sich ansonsten vor allem an Immobiliengeschäften und residiert in bester Innenstadtlage im Hamarain Center in der Millionenmetropole Dubai.

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Berlin - Der arabische Großinvestor Faysal al Zarooni ist bei der umstrittenen Modemarke Thor Steinar aus Brandenburg eingestiegen. Das Unternehmen aus dem Nahen Osten beteiligt sich ansonsten vor allem an Immobiliengeschäften und residiert in bester Innenstadtlage im Hamarain Center in der Millionenmetropole Dubai. Die Firma Mediatex, die hinter der bei Rechtsextremen beliebten Marke Thor Steinar steht, hat ihren Sitz in Zeesen südlich von Berlin und ist mit knapp 40 Angestellten ein eher kleines Unternehmen. Warum Zarooni Geld und Erfahrung in die Marke steckt, war am Montag weder aus Zeesen noch aus Dubai zu erfahren. Fest stehe: „Wir werden weltweit expandieren“, sagte Rainer Schmidt von Mediatex den PNN.

Erst am Sonnabend hatten wieder hunderte Linke gegen das Thor-Steinar-Geschäft „Tromsö“ in Berlin-Friedrichshain demonstriert – Flaschen flogen gegen die Fassade. Dem Laden war schon zuvor vom Vermieter gekündigt worden. Doch auch dass der Berliner Polizeipräsident Dieter Glietsch seinen Zivilbeamten das Tragen der Marke im Dienst verboten hat (siehe Kasten), scheint die Geschäftsführung nicht zu stören. „Uns geht’s gut“, sagte Schmidt. „Wir werden bundesweit neue Filialen eröffnen und auch in Skandinavien, Nordamerika und Asien investieren.“ Ebenfalls geplant seien demnächst Geschäfte in Russland und den baltischen Staaten. Vor allem in Russland gibt es eine antisemitische und rassistische Jugendszene, rund um Sportvereine gruppieren sich paramilitärische Cliquen gewaltbereiter Rechtsextremer.

Zarooni ist schon vergangenen November bei Mediatex eingestiegen. Dessen Wirtschaftsprüfer Mohammed Aweidah, der in wenigen Tagen 31 Jahre alt wird, ist als Geschäftsführer von Mediatex eingetragen. Wie viel Geld sich mit dem Kleidungshandel verdienen lässt, wollte die Firma nicht mitteilen. In der rechten Szene wird über „Millionengewinne“ spekuliert. Generell wird über die neuen Verhältnisse bei Thor Steinar in Neonazikreisen nun rege debattiert.

Zwar gilt ein Imagewechsel als unwahrscheinlich: Thor Steinar werde wegen seiner nordischen Symbolik weiterhin eine einschlägige Kundschaft an sich binden, sagte Bianca Klose von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin. Dennoch haben sich einige Neonazis bereits von der Marke distanziert. Sie mokieren sich in Szeneforen über die Geldmacherei des Unternehmens. „Wusste doch eh seit Jahren jeder, dass dort kein Nationaler dran verdient“, lässt ein anonymer Schreiber auf der rechtsextremen Internetplattform „Altermedia“ wissen.

Den langjährigen brandenburgischen Geschäftsführern Uwe Meusel und Axel Kopelke wird vorgeworfen, sie hätten sich an rechten Käufern bereichert, der Szene aber „nichts zurückgegeben“. In einigen Foren wird nun zum Boykott der Marke aufgerufen.

Rechte Kritiker weisen auch darauf hin, dass Pullover, T-Shirts und Jacken von Thor Steinar nicht in Deutschland genäht werden. „Wir lassen im Ausland fertigen“, bestätigte Rainer Schmidt. In Polen aber lasse Mediatex seine Produkte nicht nähen.

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