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Von Claus-Dieter Steyer: Riesenfrachtflugzeuge landen doch nicht in Drewitz

Aus für den alten NVA-Airport bei Cottbus: Nach vielen spektakulären Plänen scheiterte jetzt auch der letzte Privatisierungsversuch

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Cottbus – Das hörte sich gut an: Erster Platz Hongkong, zweiter Dubai, dritter – Drewitz. Allerdings stimmte diese Reihenfolge der weltweiten Drehkreuze für Frachtflüge nur auf den ersten beiden Rängen. Der Flugplatz in der Nähe von Cottbus dürfte in absehbarer Zeit nicht einmal in Brandenburg besonders ins Gewicht fallen. Denn die einst so hochfliegenden Pläne sind nach vielen Rückschlägen am Montag wohl endgültig gescheitert. „Wir haben das europaweite Ausschreibungsverfahren für den Verkauf des Flugplatzes Cottbus-Drewitz aufgehoben“, sagte der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung, Carsten Billing. „Die Angebote von zwei Bietern entsprachen nicht den wirtschaftlichen Erwartungen.“ Damit bleibt der frühere NVA-Flugplatz weiter in den Händen des Landkreises Spree-Neiße, der Stadt Guben, des Amtes Peitz sowie der Gemeinden Jänschwalde und Schenkendöbern. Sie hatten nicht nur auf Investitionen nach einer Privatisierung gehofft, sondern auch auf ein Ende der Subventionen.

Zwar kennt gerade die jüngere Brandenburger Geschichte eine ganze Reihe von gescheiterten Großvorhaben, aber im südöstlichen Brandenburg wird auf die Pleite von Drewitz besonders heftig reagiert. Dabei fiel auf den Straßen vor allem ein Name: Dieter Friese. Der SPD-Politiker, der bis Februar den Landratsposten des Kreistages bekleidende, hatte sich mit immer neuen Phantastereien für Drewitz ins Gespräch gebracht. Seine Partner suchte er stets weit weg, vorrangig in Nordamerika. Aus Kanada brachte er Wisente für eine einheimische Agrargesellschaft mit. Im Gegenzug sollten die Nordamerikaner auf den Geschmack der Spreewaldgurken gebracht werden. Zehntausende Dosen mit einer zwölf Zentimeter langen Gewürzgurke wurden über den großen Teich geschickt. Doch das angekündigte Geschäft mit den „coolen Büchsen“, wie Friese schwärmte, brachte auf allen Seiten nur eins: bittere Mienen.

Den größten Coup aber wollte die Landratsspitze mit Drewitz landen. Mehrere Dienstreisen führte sie nach Pennsylvania, wo der dort beheimatete Flughafen angeblich nur auf eine Offerte aus dem Landkreis Spree-Neiße gewartet hatte. „Die Amerikaner werden 35 Millionen Euro investieren und Drewitz zum Umschlagplatz zwischen Nordamerika und Osteuropa ausbauen“, verkündete Friese. Bis zu 56 000 Tonnen Fracht sollten hier jährlich umgeschlagen werden. Die anfänglich 40 Arbeitsplätze könnten sich auf bis zu 600 Jobs erhöhen. Sogar auf den Namen für den internationalen Luftverkehr hatte man sich schon geeinigt: „Erie-Drewitz-International-Airport“ (EDI). Das Erie stand für die Flugplatzunternehmen „Erie Aviation Inc.“ Die Landebahn sollte auf fast 3000 Meter Länge wachsen. Proteste aus der Bevölkerung wurden nicht ernst genommen.

Doch alle Pläne platzten, als die Amerikaner die erste Kaufsumme überweisen sollten. Auch später hatten die Drewitzer kein Glück. Ein ausgehandelter Kaufvertrag mit einem Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen platzte im Vorjahr in letzter Sekunde, als die kriminelle Vergangenheit des Projektentwicklers bekannt geworden war.

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