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Brandenburg: Rocker nach Schießerei festgenommen Ermittlung wegen versuchten Totschlags

Eberswalde/Berlin – Vor einer Schießerei auf offener Straße schrecken sie nicht zurück, sie erpressen Schutzgeld und handeln in großem Stil mit Drogen. Seit gestern sitzen vier Männer aus dem Rockermilieu in Eberswalde (Barnim) in Untersuchungshaft.

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Eberswalde/Berlin – Vor einer Schießerei auf offener Straße schrecken sie nicht zurück, sie erpressen Schutzgeld und handeln in großem Stil mit Drogen. Seit gestern sitzen vier Männer aus dem Rockermilieu in Eberswalde (Barnim) in Untersuchungshaft.

Die Ermittlungen drehen sich um einen 23-jährigen Anwärter des Motorradclubs „Hells Angels“. Er soll vergangenen Silvester-Tag auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums in Eberswalde nachmittags kurz nach Geschäftsschluss auf ein Mitglied des Clubs „Bandidos“ geschossen, diesen aber nicht verletzt haben. Gegen ihn wird wegen versuchten Totschlags ermittelt. Zwar ging es nach Angaben des brandenburgischen Landeskriminalamtes (LKA) diesmal nicht um die üblichen Rivalitäten zwischen Mitgliedern der verfeindeten Gruppierungen, sondern „um Lokalkolorid“, doch selbst das ist derzeit hochriskant. Die Polizei in der Hauptstadtregion ist aber auf der Hut, besonders seit der tödlichen Fehde zweier Rocker um eine Frau im nordrhein-westfälischen Duisburg, bei der ein „Höllenengel“ einen Bandido erschossen hatte. Die Lage im Ruhrgebiet eskalierte daraufhin dramatisch.

Im Visier haben Brandenburgs Ermittler die insgesamt fünf Männer im Alter von 22 bis 31 Jahren schon länger, am Sonntag dann schlug das LKA zu: Rund hundert Beamte durchsuchten neun Objekte im Raum Eberswalde, dort fanden sie 15 Axtstiele, Schreckschusspistolen, Totschläger und Drogen. Gegen vier Verdächtige wurde Haftbefehl erlassen, neben der versuchten Tötung des Rivalen geht es um räuberische Erpressung. Konkret sollen sie in mindestens zwei Fällen Schutzgeld erpresst und die Opfer dabei „körperlich misshandelt“ haben, hieß es. Zudem geht es um den Handel mit Drogen wie Amphetaminen und Cannabis.

Pikant an dem Fall ist noch etwas: Der Schütze aus Eberswalde macht bei den „Nomads“ mit, dem „schlagenden Arm“ der „Hells Angels“, die sich in der Hauptstadtregion schon brutale Auseinandersetzungen mit den „Bandidos“ geliefert haben, meist geht es um die Vorherrschaft bei Drogen- und Waffengeschäften, aber auch um Einflussgebiete im Rotlicht- und Türstehergewerbe. Aus Eberswalde kommt auch ein anderes „Nomads“-Mitglied, ein 30-Jähriger, der als Hauptverdächtiger in einem Mordfall gilt. Im August war Michael B. auf offener Straße im Stadtteil Wartenberg im Nordosten Berlins erschossen worden. Ihm soll der Wechsel von den „Hells Angels“ zu den „Bandidos“ zum Verhängnis geworden sein. Allerdings ist die Polizei in diesem Fall noch nicht weiter, wie ein Sprecher am Dienstag bestätigte. Gerichtsfest nachgewiesen werden kann dem Rocker aus Eberswalde die Tat noch nicht, zudem ist er laut Polizei noch immer untergetaucht, Fahnder suchen derzeit nach ihm.

Auch die Ermittlungen um den Überfall von Berliner Bandidos-Rockern auf die Führungsriege der „Nomads“ in Finowfurt, wenige Kilometer westlich von Eberswalde, Mitte Juni vergangenes Jahr laufen noch. Sieben Mitglieder des „Bandidos MC Centro“ sollen ihre Rivalen auf der Bundesstraße 167 ausgebremst, anschließend mit Macheten, Messern und Baseballschlägern angegriffen und dabei teils lebensgefährlich verletzt haben. Einem steckte die abgebrochene Messerklinge im Rücken, ein anderer entging nach einem Beilhieb auf das Bein nur knapp der Amputation.

Alexander Fröhlich

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