
© Klaus-Dietmar Gabbert/dapd
Brandenburg: Rund 1500 Menschen sperrten das Oderbruch
Die Menschen in der Region fühlen sich von der Politik im Stich gelassen und demonstrierten
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Manschnow - Rund 1500 Menschen haben am Sonntag für den Erhalt der Kulturlandschaft Oderbruch demonstriert. Etwa 300 Fahrzeuge – Autos und Traktoren – sperrten dabei laut Polizei die Bundesstraße 1 in Manschnow (Märkisch-Oderland) bis wenige Kilometer vor den Grenzübergang nach Polen. Mit der symbolischen Evakuierung des Oderbruchs erinnerten die Menschen an eine entsprechende Maßnahme vor 65 Jahren beim Hochwasser in der einzigartige Polderlandschaft.
Die Bewohner fühlen sich von der Landesregierung im Stich gelassen und fordern ein besseres Gewässermanagement. Die Region ist seit Monaten durch Binnenhochwasser geplagt. Überschwemmte Äcker und nasse Keller machen vielen Menschen zu schaffen.
„Ich hoffe, wir haben der Landesregierung deutlich gezeigt, welchen hohen Stellenwert das Oderbruch hat“, sagte der Organisator der Aktion, Frank Schütz, der Nachrichtenagentur dpa. Bei strahlendem Sonnenschein hatten sich Menschen aus der gesamten Region auf den Weg gemacht. Kinder wurden von Eltern auf den Schultern getragen, Hab und Gut im Bollerwagen transportiert. Mit Transparenten wie „Das Oderbruch ist unsere Heimat“ oder „Rettet unsere Heimat, das Oderbruch“ machten sich die Demonstranten für die Landschaft stark.
Auch Nachbarn aus Polen beteiligten sich. „Das ist Europa live“, meinte Schütz. Die Bevölkerung erlebe das Oderbruch als gemeinsame Heimat.
Seit 2008 hat die Region den sogenannten Mittelwert nicht mehr unterschritten, so Schütz. Dadurch sind die Böden gesättigt. „Jeden Tropfen Regen sieht man sofort“, sagte er. Abhilfe schaffen könnte ein besseres Gewässermanagement mit einer Regulierung durch Rückhaltebecken, Wehre und Gräben. Doch die laut Landratsamt von Märkisch-Oderland 13 Projekte zur Wasserregulierung mit einem Umfang von rund fünf Millionen Euro kommen nicht voran - das Geld fehlt.
Anträge auf Förderung hatte das Umweltministerium abgelehnt - was die Bewohner erzürnte und einer der Gründe für die Demonstration war.
Am vergangenen Donnerstag machte die Landesregierung den Menschen jedoch neue Hoffnung: Umweltministerin Anita Tack (Linke), Innenminister Dietmar Woidke und Agrarminister Jörg Vogelsänger (beide SPD) stellten den Gemeinden Unterstützung in Aussicht. Eine Arbeitsgruppe der Landesregierung soll unter Führung des Umweltministerium die Projektanträge – die Gemeinden hatten Widerspruch eingelegt – nochmals intensiv auf ihre Förderfähigkeit prüfen, hieß es. Ziel der Landesregierung bleibe es, durch eine Stabilisierung des Wasserhaushalts das Oderbruch als Wirtschafts- und Siedlungsraum zu sichern, hieß es.
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