Brandenburg: Saurier und Insekten in Not
Das Berliner Naturkundemuseum braucht Geld: Regenwasser tropft auf das Skelett des „Brachiosaurus brancai“
Stand:
Das Berliner Naturkundemuseum braucht Geld: Regenwasser tropft auf das Skelett des „Brachiosaurus brancai“ Von Maren Martell Berlin. Mit seinen imposanten zwölf Metern Höhe und 23 Meter Länge dominiert der „Brachiosaurus brancai“ den riesigen Lichthof des Berliner Naturkundemuseums. Der 150 Millionen Jahre alte Dino fasziniert kleine und große Saurierfans immer wieder gleichermaßen. Doch durch das Glasdach tropft bei ungünstigen Winden Regen. Und das größte in einem Museum aufgestellte Skelett benötigt dringend eine Erfrischungskur. Auch von außen macht der mächtige Museumsbau aus dem 19. Jahrhundert einen eher maroden Eindruck. An vielen Stellen bröckelt die Fassade. Überall sind noch Einschusslöcher aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen. Im Innern fehlen Klimaanlagen, Vitrinen, Labore und Arbeitsräume. Von den feuchten Wänden einiger Räume blättert der Putz gleich fladenweise ab. Und in den Sammlungen drohen Objekte von zum Teil unschätzbaren Wert zu verrotten. Mit seinen 25 Millionen Exponaten zählt das Naturkundemuseum zu den bedeutendsten der Welt. Unter den Sammlungsstücken sind auch seltene Meteoriten und Fossilien sowie schon längst ausgestorbene präparierte Käfer, Fische und Insekten. Doch anders als in London oder Paris muss das Berliner Haus mit viel weniger Geld und Personal auskommen. „Das hängt auch mit unserer Geschichte zusammen. Wir dienten lange nicht zur Repräsentation der nationalen Sammlungen, sondern waren mehr eine Forschungseinrichtung“, erklärt Ausstellungsleiter Ferdinand Damaschun. Das zur Berliner Humboldt Universität gehörende Institut gilt heute als Deutschlands größtes naturhistorische Forschungsmuseum. Jahr für Jahr lockt es Wissenschaftler aus aller Welt an, darunter aus den USA, Australien und Russland. Rund acht Millionen Euro stehen dem Museum mit seinen 200 Mitarbeitern jährlich zur Verfügung. Damit lassen sich nicht einmal die gröbsten Kriegsschäden beheben. Auf 128 Millionen Euro wird der Investitionsbedarf gegenwärtig geschätzt. Allein für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Ostflügels wären 30 Millionen Euro nötig. In der Ruine, zwischen dessen Mauerresten Bäume wachsen und Unkraut wuchert, soll auf 600 Quadratmeter Fläche ein neues Depot für die nicht öffentlichen Museumsschätze entstehen. Bis 2007 soll zumindest der öffentliche Teil des Museums renoviert werden. Dazu stehen aus EU- und Lottomitteln fast 18 Millionen Euro bereit. Saniert und neu aufgestellt sollen dabei auch die wertvollen, Anfang des 20. Jahrhundert in Ostafrika entdeckten Saurier. Begonnen wurde bereits mit einer Computer-Inventarisierung. Schon jetzt sei ein Teil der 130.000 Exponate zählenden Fisch-Sammlung im Internet zu sehen. Künftig soll mehr Multimedia zum Einsatz kommen. „Wir wollen dabei aber nicht nicht zum Disneyland werden“, sagt Damaschun. Das besondere am Naturkundemuseum sei der riesige Fundus an Originalen. Zur Sanierung auch der nicht öffentlichen Sammlung sucht das Museum seit Mitte Februar Paten für einzelne Exponate. Für den Urvogel „Archaeopteryx“ fand sich bereits der Vorstandschef der Wall AG, Hans Wall. Das 150 Millionen Jahre alte Fossil gilt als das weltweit berühmteste „Standardobjekt der Evolution“. Wegen seines hohen Wertes von rund zehn Millionen Euro lagert es derzeit im Tresor. Mit den 80 000 Euro Patengeld von Wall soll nun eine Sicherheitsvitrine finanziert werden, damit die „Mona Lisa“ des Museums auch wieder im Original zu sehen ist. Derzeit hängt von ihr im Lichthof bei den Sauriern nur ein Abguss. Weiteres im Internet unter: www.mein-museum.de
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: