zum Hauptinhalt

Brandenburg: Schmerzfreie Offensive gegen Leberkrebs

Platzeck unternahm eine Reise zu den wirtschaftlichen „Leuchttürmen“ im Land. Diesmal ging es zu Biotechnologie-Firmen mit Know-how gegen Krankheiten

Potsdam . Die Putensteak-Operation ist eindrücklich: Ein paar Tasten gedrückt, und schon lässt Kai Desinger, der Vorstandschef der Teltower Celon AG, durch die ins Fleisch gepiekten stecknadelförmigen Elektrosonden „bipolare Hochfrequenzwellen“ sausen. Nach einer Minute ist innen deutlich ein garer Fleck zu sehen. „Genauso werden die Metastasen in der Leber zerkocht, schmerzfrei, ohne chirurgischen Eingriff“, erklärt Desinger. Die von seiner Firma entwickelte Technologie könne die Bekämpfung von Leberkrebs revolutionieren. Sie habe den gleichen Effekt wie herkömmliche chirurgische Operationen – mit einem Unterschied: „Der Patient kann sofort wieder aufstehen.“ Nicht nur deshalb sind die Besucher – Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), begleitet von Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (CDU), Gesundheitsminister Gunter Baaske (SPD) und einem Journalistentross – sichtlich fasziniert. Das vom Celon-Chef gepriesene Verfahren kann nicht nur zur Tumorbekämpfung, sondern auch gegen ein Leiden eingesetzt werden, von dem Millionen Deutsche betroffen sind: Am Gaumen angesetzt, sollen die feinen Sonden dem Schnarchen den Garaus machen. Rund 180 HNO-Ärzte böten bundesweit das Teltower Verfahren bereits an, berichtet Desinger. Die Erfolgsquote liege bei 80 Prozent. Der schmerzfreie ambulante Eingriff, den die Kasse allerdings nicht bezahlt, koste 500 bis 800 Euro. Gesundheitsminister Baaske grübelt: „Die Scheidung ist teurer.“ Tatsächlich wirbt die geschäftstüchtige Firma auf ihrem Flyer so: „Schnarchen macht einsam.“ Für Fragen wird die HNO-Hotline (0800/235 66 24) empfohlen.

Der Regierungschef ist sichtlich zufrieden mit seiner nunmehr fünften Pressefahrt unter dem Motto „Modernes Brandenburg“. Mit den geräuschvoll inszenierten Werbetouren zu Top-Firmen versucht er seit Monaten, das durch gescheiterte Großprojekte lädierte Image des Wirtschaftsstandortes zu verbessern. Und die Medizintechnik – der Schwerpunkt diesmal – ist eine trotz Krisenzeiten boomende Branche. Es sind meist kleine, hochprofitable Firmen wie die Celon AG, die trotzdem schon Global Player sind. Kaum drei Jahre alt, hat sie inzwischen 30 Mitarbeiter und im Vorjahr Umsatz von 3,7 Millionen Euro gemacht, Tendenz steigend. Und ist, wie Desinger nebenbei erwähnt, mit diesem Produkt führend auf dem Weltmarkt: „Die Amerikaner liegen zwei Jahre zurück.“ Lange nicht gehört, solche Töne.

Oder eine Station vorher, bei der italienischen Firma Katana im „Europarc Dreilinden“: Das 12-Mann-Unternehmen hat ein „Laserskalpell“ entwickelt, mit dem kurz- und weitsichtige Augen korrigiert werden können. Es sei das feinste Laserskalpell weltweit, zielgenauer und stabiler als herkömmliche Laser, erklärt Vize-Vorstand Georg Korn. Nach einigen Minuten könne der Patient wieder seinem Tagwerk nachgehen – ohne Brille. In Italien werde das Gerät bereits eingesetzt; nächste Woche solle auch in Potsdam eines in Betrieb gehen. Warum Katana nach Deutschland kam? Ganz einfach, antwortet ein Firmenchef: Hightech-Laser „Made in Italy“ seien weltweit schwerer zu verkaufen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false