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Brandenburg: Schönefelder Allerlei

Geld, Mängel, Lüftung: Der Aufsichtsrat hat sich viel vorgenommen für seine Sitzung. Der Tagungsort am BER ist immerhin fertig

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Schönefeld - Geld, Rauch, Standort und vielleicht auch Personen: Der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft, der sich am Freitag um 9.30 Uhr im – schon fertigen – Bürokomplex am BER trifft, hat eine umfangreiche Tagesordnung zu absolvieren. Allein auf die Geschäftsführung will er sich bei den Informationen nicht verlassen; geladen sind, wie auch schon mehrfach in der Vergangenheit, Vertreter von Baufirmen, die über den Zustand der Baustelle und das weitere Vorgehen berichten sollen.

ENTRAUCHUNG

Intern wird die sogenannte Anlage 14 am BER, die wie berichtet die Haupthalle über alle Stockwerke mit allen unterschiedlich großen Räumen entrauchen soll, als „Monster“ bezeichnet. Die Flughafenplaner und auch Siemens, das den Auftrag zum Steuern der bei einem Brand nachfließenden Frischluft im vergangenen Oktober übernommen hat, sind zuversichtlich, die Probleme lösen zu können. Siemens hat dafür rund 18 Monate angesetzt. Noch hat der Flughafen aber nicht alle Pläne dafür geliefert. Deshalb ist bisher auch kein einziges der neuen Kabel verlegt, die zusammen auf eine Länge von rund hundert Kilometer kommen können. Nachdem die Flughafenplaner beschlossen haben, das „Monster“ in mehrere Teile aufzuspalten, muss auch die Steuerung der oberen Geschosse, aus denen der Rauch jetzt über das Dach statt nach unten ins Freie gelangen soll, nachjustiert werden, was weitere Zeit kostet.

FINANZEN

Brandenburgs Landesregierung ist zunehmend genervt von Flughafenchef Hartmut Mehdorn – auch weil dieser neue Zuschüsse fordert. Mehdorn zufolge sind die bewilligten 4,3 Milliarden Euro am Jahresende verbraucht, allerdings liegt der Kostenrahmen bereits bei 4,6 Milliarden Euro. Brandenburgs Flughafenstaatssekretär Rainer Bretschneider sagte zu neuen Geldforderungen: „Es ist Aufgabe der Geschäftsführung, wenn sie etwas will, klare und verlässliche Zahlen zu liefern. Darauf warten alle.“ Mehdorn braucht dem Vernehmen nach bis zu 1,1 Milliarden Euro mehr und hat diese Summe in der vergangenen Woche im Finanzausschuss des Aufsichtsrates vorgetragen. Brandenburgs Finanzminister Christian Görke (Linke), der bei der Sitzung dabei war, bestätigte dies indirekt. Den PNN sagte er: „Die FBB hat schon oft viel Geld gefordert. Wir erwarten nach wie vor einen belastbaren Zeit- und Kostenplan.“ Ohne weitere Kreditaufnahme müssten Berlin und Brandenburg mit ihren jeweiligen Anteilen von je 37 Prozent dem BER dann jeweils 407 Millionen Euro zuschießen, der Bund 286 Millionen Euro. Nötig ist das zusätzliche Geld, um den Bau des Flughafens abzuschließen, die durch die mehrfach verschobene Eröffnung aufgelaufenen Mehrkosten aufzufangen und den Schallschutz zu finanzieren. Über den erneut nötigen Zuschuss wird bereits seit Herbst spekuliert. Bereits im Dezember 2012 hatten die drei Gesellschafter der Flughafengesellschaft 1,2 Milliarden Euro als Extra-Zuschuss überwiesen. Darin enthalten waren eigentlich auch 700 Millionen Euro, damit die Flughafengesellschaft nach jahrelangen systematischen Verstößen den vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) angemahnten Schallschutz in den Anrainergemeinden umsetzt. Umso mehr ist die mitregierende Linke in Brandenburg über Mehdorns neue Geldforderung verwundert, die auch mit den Schallschutz-Kosten begründet wird. Die bereits überwiesenen 700 Millionen Euro seien nur für Schallschutzmaßnahmen einsetzbar, sagte der Vize-Chef der Linksfraktion Stefan Ludwig. Dieses Geld könne gar nicht bis Jahresende aufgebraucht sein, da die technische Umsetzung der Lärmschutzeinbauten bis Jahresende nicht absehbar und nicht machbar sei.

SCHÖNEFELD-ALT

Geld braucht Mehdorn auch, um bei seiner Idee, die bisherigen Abfertigungsgebäude in Schönefeld weiterzunutzen und in den BER zu integrieren, die Planungen fortsetzen zu können. Mehdorn will Schönefeld-Alt umfangreich nutzen und dort nicht nur Billigfluglinien konzentrieren. Aber nicht alle Fluggesellschaften sind davon begeistert; ihre Passagiere wären dann von den Segnungen des BER, der einmal als modernster Flughafen Europas bezeichnet worden war, abgeschnitten. Und die Lufthansa warnt davor, dass es durch den Weiterbetrieb der Alt-Anlagen zu einer unerwünschten „Gebührenspreizung“ kommen könnte.

PERSONEN

Umfangreiche Auskünfte könnte auch der inzwischen entlassene Leiter des Immobilienbereichs, Harald Siegle, machen, der in Briefen an Aufsichtsratsmitglieder die Misere aus seiner Sicht geschildert hat. Er ist aber nicht geladen.

A. Fröhlich/K. Kurpjuweit

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