Brandenburg: Schöner fliegen ab Schönefeld
Der BER-Chef sorgte in letzter Zeit für viel Ärger. Jetzt bekam Mehdorn Rückendeckung für eine Idee
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Potsdam/Berlin - Viel Prügel hat Hartmut Mehdorn auf sich gezogen, nach seinen abrupten Absagen des Testbetriebs am Nordpier und der Sanierung der Nordbahn: Doch für seinen neuesten Schönefeld-Plan, also dauerhaft den alten DDR-Zentralflughafen als Billigflieger-Abfertigungshalle des künftigen BER weiterzunutzen, hat der 72-jährige Rückendeckung im Aufsichstrat. „Ja, ganz klar!“, sagte Staatssekretär Rainer Bomba (CDU) aus dem Bundesverkehrsministerium, der den Projektausschuss des Aufsichtsrats leitet, am Freitag. Zuvor hatte das Gremium, kurzfristig anberaumt, viereinhalb Stunden mit Mehdorn in Tegel getagt. Der soll nun bis zur Aufsichtsratssitzung am 11. April eine seriöse Kostenrechnung vorlegen, wie teuer die Sanierung des alten Terminals wird. Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD), der an der Sitzung teilnahm, äußerte sich nicht, sondern verwies ausdrücklich auf Bomba.
Der hob das rasante Wachstum der Passagierzahlen an den Berliner Flughäfen hervor, mit dem bei Beginn der Planungen für den BER nicht zu rechnen gewesen sei. „Es ist klar, dass wir irgendwann an Kapazitätsgrenzen stoßen.“ Für den Fall ist eigentlich der Bau eines sogenannten Satelliten, eines zweiten Terminals geplant, der allerdings rund eine Milliarde Euro kosten könnte und Zeit beanspruchen würde. Und die wird knapp. „Hätten wir Schönefeld/Alt als BER-Terminal zwei, hätte das den Charme, dass wir mit dem Bau des Satelliten noch warten könnten“, sagte Bomba. „Es würde uns die Luft verschaffen, die wir benötigen, um den Satelliten zu bauen.“ Der neue BER-Flughafen ist aktuell auf 27 Millionen Passagiere ausgelegt, doch 2013 wurden an den Berliner Aiports Tegel und Schönefeld/Alt bereits 26,3 Millionen Passagiere abgefertigt. Für 2016, dem aktuell wahrscheinlichsten Eröffnungsjahr, das auch das Jahr der Berlin-Wahl sein wird, erwartet Mehdorn bereits 30 Millionen Passagiere. Im alten Interflug-Terminal können rund 7 Millionen Passagiere abgefertigt werden.
Das war das einzige handfeste Ergebnis der Sitzung des Projektausschusses, der für Technik und Bau, und damit für die Hauptprobleme des Pannen-Airports, zuständig ist. Mitglieder sind Bomba, Wowereit und Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (Linke), sodass die drei staatlichen Flughafeneigner prominent vertreten sind. Da die letzte Aufsichtsratssitzung im Dezember war und die nächste erst am 11. April ist, war die Sitzung als Art Mini–Aufsichtsrat wegen der jüngsten Erschütterungen um Mehdorn vorgezogen worden. Und trotz der Schönefeld-Einigkeit ging es noch einmal zur Sache. Bereits vor Beginn hatte Bomba seinem Ärger über Mehdorn lautstark Luft gemacht. Er brauche „keine Nebenkriegsschauplätze“, sondern wolle endlich Klarheit über Eröffnungstermin und Kosten. „Wir wollen wissen, wann der Flughafen fertig wird und wie teuer“, sagte Bomba. Darauf hätten auch die Bürger ein Recht, und es gehe zudem um Deutschlands Ansehen im Ausland.
Da biss Bomba auf Granit. Nach der Sitzung wiederholte der Bundesvertreter die Forderung nicht. „Wenn man sich ausgesprochen hat, dann hat man wieder mehr Verständnis“, erklärte Bomba dann - und lobte Mehdorn als „exzellenten Manager“, dem manchmal „etwas herausrutsche“, der aber ein „netter Kerl“ sei. In der Sache sei der Flughafenchef bei seiner Position geblieben, einen Eröffnungstermin erst 12 Monate vor Inbetriebnahme bekannt zu geben, sagte Bomba. Er habe erst dann die nötige Sicherheit. Der Konflikt schwelt weiter. „Wir haben das zur Kenntnis genommen. Wir nehmen das mit in den Aufsichtsrat“, sagte Bomba.
Nachfragen hatten die Aufsichtsräte auch zum Stillstand im Hauptterminal und zu Verzögerungen beim Versuch, denBrandschutz funktionstüchtig zu machen. „Auf der Baustelle wird gearbeitet, Siemens arbeitet“, so Bomba. Das habe Mehdorn glaubhaft erklärt. Der für die Entrauchung zuständige Siemens-Konzern hatte wie berichtet im Herbst als Zusatzauftrag auch die Steuerung der Frischluftzufuhr im Brandfall übernommen. Siemens braucht 18 Monate, kann aber erst nach Vorleistungen loslegen, was sich mehrfach verzögerte. Nun läuft wohl der 18-Monate-Countdown. Th. Metzner
Th. Metzner
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