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Brandenburg: Schutz für die Bäume - zum Schutz der Fahrer

Sie funktionieren wie ein Airbag oder der Gummipuffer beim Autoskooter: die neuen elastischen Leitplanken vor Straßenbäumen. Die Erfindung der in Berlin und Senftenberg ansässigen Firma Innotraffic.

Sie funktionieren wie ein Airbag oder der Gummipuffer beim Autoskooter: die neuen elastischen Leitplanken vor Straßenbäumen. Die Erfindung der in Berlin und Senftenberg ansässigen Firma Innotraffic.net GmbH soll die tragischen Folgen von Verkehrsunfällen mit Straßenbäumen verringern. Im Unterschied zu den bislang von Autobahnen bekannten langen Stahlplanken schützt das so genannte System Primus einen einzelnen Baum oder eine kleine Gruppe. Es nimmt große Teile der Energie beim Aufprall auf und leitet das Fahrzeug zurück auf die Straße.

"Die besondere Konstruktion unseres Anfahrschutzes ist das Geheimnis", sagt Geschäftsführerin Martina Zweiniger. "Zwischen zwei Stahlplanken montieren wir spezielle Kunststoffpuffer, die elastisch wirken." Unzählige Crash-Tests hätten weitere Vorteile der inzwischen patentierten Neuerung gezeigt. Es fehlen beispielsweise die sonst üblichen schrägen Stützen an beiden Enden der Schutzplanken. In Polizeikreisen heißen sie schon sarkastisch "Todesrampen", weil Autos beim Aufprall hochgeschleudert werden, sich überschlagen oder auf die Gegenfahrbahn geraten. An langen Leitplanken stecken zudem auf jedem Meter Stützpfosten in der Erde, die vor allem gestürzten Motorradfahrern zur Falle werden.

In Brandenburg stehen die ersten "Baum-Airbags" an der Bundesstraße 169 zwischen Senftenberg und Cottbus sowie an einer Landstraße bei Rheinsberg. Verkehrsminister Hartmut Meyer (SPD) zeigte sich nach den ersten Erfahrungen zufrieden. Trotzdem stellte er klar, dass eine Montage von durchgehenden Leitplanken an allen Bundes-, Landes- oder Kreisstraßen nicht möglich sei. Rund 2500 Mark kostet die Montage eines "Baum-Airbags". Auch auf Autobahn-Parkplätzen und in Einfahrten zu Raststätten könnte das System Menschenleben retten. Wie dringend solch ein Schutz gerade in dem für seine Alleen bekanntem Brandenburg ist, zeigt der Blick in die Statistik: Von den im Vorjahr hier bei Verkehrsunfällen getöteten 420 Menschen starben 207 an Straßenbäumen. Nach Mecklenburg-Vorpommern, wo derzeit ebenfalls das neue System getestet wird, bedeuten diese Zahlen den zweiten Rang im bundesweiten Vergleich. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft errechnete für Brandenburg bei den Unfallkosten pro Kilometer und Jahr sogar den Spitzenplatz: 67 300 Mark stehen hier in der Statistik für 2000, Mecklenburg-Vorpommern folgt mit 51 700 Mark, Sachsen mit 36 000 Mark. In Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen liegen die Werte zwischen 30 000 und 32 000 Mark. Vor allem Baumunfälle verursachen die großen Summen. Von dem großen menschlichem Leid abgesehen, das man nicht bemessen kann.

Die bisherigen Reaktionen von Seiten der Politik oder von Seiten der potenziellen Unfallfahrer auf die vielen Unglücksschwerpunkte erwiesen sich als wenig erfolgreich: Die auf Tempo 80 begrenzte Höchstgeschwindigkeit wird selten eingehalten, das Abholzen von Baumreihen löste trotz der zugesicherten Neuanpflanzung einen Proteststurm aus und lange Schutzplanken erwiesen sich als Todesfalle für Radfahrer und Fußgänger. Bei einer Gefahr war eine Flucht von der Straße nicht mehr möglich.

Haarsträubend klingt die Erklärung, warum die "Airbags" erst jetzt auf den Markt kommen. Eine DIN-Norm schrieb bislang den Bau von mindestens 100 Meter langen Schutzplanken vor einem Hindernis vor. Abweichungen waren nicht erlaubt. Erst eine kürzlich in Kraft getretene EU-Norm erlaubt Neuerungen in der Konstruktion und in den Materialien.

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