Brandenburg: Schwarzer Tag für Wowereit
Gut, das wäre auch geklärt. Die Linke in die Regierung holen, um sie zu zähmen, dieser Dompteursrolle hat sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit doch immer gerühmt.
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Gut, das wäre auch geklärt. Die Linke in die Regierung holen, um sie zu zähmen, dieser Dompteursrolle hat sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit doch immer gerühmt. Hat bloß nicht geklappt: Die SPD ist in Berlin nur noch drittstärkste kraft, und nicht nur die CDU, sondern auch die Linke ist vorbeigezogen an der Partei, die unter Willy Brandt 65 Prozent holte. Das muss wehtun. Zumal die Berliner Union, die inhaltlich noch Patient auf der politischen Reha-Station ist, nun vor der Wowereit-Truppe liegt. Alles zusammen ist ein veritables Desaster für die SPD, das auch nicht damit entschuldigt werden kann, dass in Berlin erst 2011 gewählt wird. Das gestrige Ergebnis wird nachwirken. Im Fußball-Jargon würde man sagen, die Sozialdemokraten haben einen eigentlich unterlegenen Gegner durch eigene Pomadigkeit und fehlenden Einsatzwillen erst stark gemacht und Selbstvertrauen gegeben. Dass die Performance auf dem eigenen Platz eine Rolle spielt, zeigt der Blick ins Nachbarland, wo Matthias Platzeck sich vom negativen Bundestrend der SPD abgekoppelt hat: weil er sich um das Land gekümmert hat. Die Berliner SPD hat hingegen noch stärker verloren als die Sozialdemokraten im Bund. Das kann niemand anders interpretieren, als dass die Berliner die Politik Wowereits und seines rot-roten Senats negativ bewerten: die Hilflosigkeit beim S-Bahn-Chaos, Verwirrung um die Sekundarschulreform und die geplante Gymnasien-Lotterie oder das fehlende Konzept für die Tempelhof-Nachnutzung haben Spuren hinterlassen. Nicht nur Steinmeier, so das Fazit, hat gestern verloren: Mit diesem Ergebnis kann der gefallene Hoffnungsträger Wowereit in seiner Bundespartei wahrlich kein größeres Gewicht für sich reklamieren. Dafür aber muss er sich künftig in Berlin mit vier fast gleichstarken Bonsai-Volksparteien herumschlagen: Freude wird bei Klaus Wowereit bei der Perspektive kaum aufkommen.Gerd Nowakowski
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