Brandenburg: Schweine im Schafspelz
Der Schaugarten Schwante ist eine pure Augenweide. Der Betreiber verkauft auch Fleisch. Berliner Top-Köche decken sich dort gern ein
Stand:
Das kleine Schwante im Nordwesten Berlins wird für Genießer immer attraktiver: Gerade ist Saison für Erdbeeren und erstaunlich vielfältiges Gemüse bei der Schwanteland Gartenbau, wo jeder Kunde selbst ernten darf. Im endlich eröffneten Schloss gibt es feine, kleine Gerichte und guten Kuchen – und dann ist da ja noch die Hauptattraktion der Gegend, der Schaugarten von Michael Beuthe, überraschend in seiner Weitläufigkeit und Schönheit für absolut jeden, der zum ersten Mal kommt.
In der kulinarischen Szene ist Beuthe allerdings bekannter für seine Wollschweine. Die gemütlichen Viecher, immer etwa 70, haben Platz zum Wühlen, und sie werden mit Getreideschrot, Klee, Wildkräutern, Bambus und Eicheln gefüttert – was man später auch schmeckt. Die Tiere mit dem an Schafe erinnernden Wuschelfell, eine vom Aussterben bedrohte Haustierrasse, sind in Österreich als Mangalitza-Schweine begehrt; in Schwante haben sie ein glückliches Leben, abgesehen davon, dass ihnen auch hier irgendwann der plötzliche Tod per Schlachtung droht.
Dann aber zeigt sich die hohe Qualität dieses Fleisches, das sich vor dem allgegenwärtigen Iberico nicht verstecken muss und von Berliner Spitzenköchen mit einem Faible fürs Rustikale, wie Marco Müller oder Michael Kempf, gern verarbeitet wird. In den nächsten Tagen ist wieder Wollschweinnachwuchs fällig. Die ausgezeichnete Wollschweinbratwurst ist im Hofladen derzeit reichlich verfügbar, und ab etwa 10. Juli soll es auch wieder Räucherschinken geben – perfekt für Fleischfreunde, denen Schweinefleisch unbekannter Herkunft oft Gewissensprobleme bereitet.
Das 90 000 Quadratmeter große Gelände des Schaugartens war früher eine Baumschule, was auch heute noch deutlich zu sehen ist. Beuthe, gebürtiger Dresdener und gelernter Baumschulist, der früher in West-Berlin als Gartenarchitekt zahlreiche öffentliche Grünanlagen gestaltet hat, wollte hier ursprünglich auch nur Bäume für seine Arbeit in Berlin nachziehen. Doch dann änderte er seine Pläne, zog sich nach Schwante zurück und verwirklichte einen Traum. Herzstück der Anlage ist der originalgetreu nachgebaute Renaissancegarten der Villa Gamberaia bei Florenz – vier aus Klinkern gebaute Wasserbecken gruppieren sich um einen Springbrunnen, Buchsbaumrabatten und Zypressen vermitteln italienisches Lebensgefühl.
Gleich daneben liegt ein englischer „Knotengarten“ mit Lavendeleinfassungen, in verschiedenen Teichen wächst üppig der Lotus, der in einigen Wochen seine ganze Pracht entfalten wird. Der Rosengarten steht auch noch in voller Blüte, während es mit den Pfingstrosen nun doch vorbei ist. Dann ist da noch der Nutzgarten mit seltenen Obstsorten, Ziegen meckern herum. Das Gelände ist noch nicht komplett erschlossen und soll weiter ausgebaut werden. An der Bauernscheune gibt es Kaffee und Kuchen – und natürlich auch Bratwurst. Bernd Matthies
Schaugarten Schwante, Gartenweg 56, Oberkrämer OT Schwante, geöffnet sonnabends und sonntags von 11-18 Uhr, Eintritt 4,50 Euro, Kinder frei. www.schaugarten-schwante.de
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