Brandenburg: Sitzblockaden gegen Neonazi-Aufzug
Rund 700 Menschen beteiligen sich in Cottbus an Demonstrationen gegen Rechtsextremismus
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Cottbus – Mit mehreren Sitzblockaden haben Demonstranten in Cottbus am Samstag einen Aufmarsch von Rechtsextremisten behindert. Etwa 700 Menschen blockierten den Aufzug, wie das Aktionsbündnis „Cottbus Nazifrei“ am Sonntag mitteilte. An den Protesten beteiligte sich auch die als „Nazijägerin“ bekannte Journalistin Beate Klarsfeld.
Die Polizei sprach von etwa 90 Teilnehmern bei dem genehmigten Neonazi-Aufmarsch, der mit einstündiger Verspätung am Spreewaldbahnhof begann und durch die Innenstadt führte. Die Polizei begleitete den Aufzug und Gegendemonstrationen mit mehreren Hundert Einsatzkräften. Sie hatte Verstärkung aus Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz sowie von der Bundespolizei erhalten.
Es sei zunächst „im Großen und Ganzen“ friedlich geblieben, sagte eine Polizeisprecherin. Eine Sitzblockade wurde von der Polizei aufgelöst, mehrere Gegendemonstranten wurden weggetragen. Die Polizei nahm vier Personen fest, ließ sie später aber wieder frei.
Das Bündnis „Cottbus Nazifrei“ sprach von „zum Teil überzogener Polizeigewalt“. Beamte hätten Schlagstöcke und Pfefferspray gegen Demonstranten eingesetzt, es sei zu Fußtritten und Faustschlägen gekommen. Die Polizeisprecherin konnte dies nicht bestätigen. Eine Sprecherin des Aktionsbündnisses betonte, Cottbus sei eine Hochburg der Rechten in Brandenburg. Allerdings formiere sich in der Stadt immer stärkerer Widerstand gegen rechtsextreme Ideen. Das Bündnis zeigte sich zufrieden mit dem Protest. Der Demonstrationszug der Neonazis habe mehrfach umgeleitet werden müssen und sei so deutlich verzögert worden.
Der Aktionstag unter dem Motto „Grenzenlos leben ohne Nazis“ hatte mit einem multikulturellen Bürgerfrühstück im Brunschwigpark begonnen. An einer anschließenden Demonstration am Hauptbahnhof mit 700 Teilnehmern beteiligten sich den Angaben zufolge unter anderen die Kandidatin der Linken bei der vergangenen Bundespräsidentenwahl, Klarsfeld, und der Cottbuser Bürgermeister Holger Kelch (CDU). Bereits im Februar hatten mehrere Hundert Cottbuser gegen einen Neonazi-Aufmarsch demonstriert.
Zuletzt gab es in der Region Anschläge auf ein Redaktionsbüro der „Lausitzer Rundschau“ in Senftenberg. Vermutet wird ein Zusammenhang mit der kritischen Berichterstattung des Blattes über die Spremberger Neonazi-Szene (siehe Kasten unten).
Christian Thiele
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