Brandenburg: Ski-Express
Regionalbahn fährt mit Waggons aus Österreich. Wer auf Toilette muss, hat darin ein echtes Problem
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Potsdam - Zum Schneegestöber passen die neuen Waggons. Seit dem Fahrplanwechsel am Sonntag fährt das private Bahnunternehmen Odeg mit österreichischen Zügen durch Brandenburg und Berlin. Diese haben kleine Verschläge für Skier, Piktogramme weisen darauf hin. Allerdings müssen auch Fahrräder in diesen Verschlag. „Das wird nicht funktionieren“, prophezeite ein Odeg- Schaffner am ersten Tag. Denn je nach Wetter benutzen Dutzende Radfahrer jeden Regionalexpress. Bekanntlich wollte die Odeg, die für die Linien RE 2 (Wismar-Berlin-Cottbus) und RE 4 (Rathenow-Berlin-Jüterbog) die Ausschreibung des Verkehrsverbundes gewonnen hatte, neue Doppelstockzüge einsetzen. Doch das Eisenbahnbundesamt verweigert den Zügen wegen angeblicher Mängel die Zulassung. Für den RE2 half die DB mit Waggons aus, für den RE4 musste die Odeg in Österreich Ersatz mieten.
„Das sind noch die schönsten Züge, die wir bekommen konnten“, berichtet der Schaffner. „Wir haben Züge besichtigt, in die Sie nicht einsteigen würden.“ Ein Rückfall in alte Zeiten sind auch die Toiletten. Denn die sind im Tunnel verschlossen, damit die Fäkalien nicht auf den Gleisen landen – an der frischen Luft ist das weniger ein Problem. Vor Durchfahrt in den Tunnel verschließt das Personal bis auf Weiteres die Toiletten – „ein toller Job“, ätzt die Schaffnerin.
Es gibt auch Gutes zu berichten: Nach einem Jahr Sperrung fahren seit Sonntag wieder Regionalzüge zwischen Potsdam, Wannsee und Charlottenburg. Vor allem für Pendler und Studenten wird ab Montag das Leben leichter, vorbei das Gedränge in der halb so schnellen S-Bahn.
Seit Sonntag dürfen Schaffner im VBB-Gebiet keine Fahrkarten mehr verkaufen. Wer kein Ticket hat, gilt als Schwarzfahrer. Bis Ende Januar wolle die Bahn kulant sein, berichtete ein Schaffner im RE 1 von Potsdam nach Berlin, danach sollen zivile Kontrolleure eingesetzt werden. Wer allerdings behauptet, in Potsdam Charlottenhof eingestiegen zu sein, darf im Zug nachlösen. Dort gibt es keinen Automaten, „diese Ausrede kennen viele“, berichten die Schaffner.
Die S-Bahn hatte am Tag des Fahrplanwechsels auch so ihre Probleme. Seit dem Morgen fielen auf der S5 und der S2 Züge aus, meldete der Twitter-Dienst der S-Bahn; Gründe wurden nicht genannt. Um 10.30 Uhr blieb bei Friedrichsfelde Ost ein Zug liegen. Östlich von Ostbahnhof wurde der Betrieb auf den Linien S5, S7 und S75 eingestellt. Die S-Bahn schickte Fahrgäste in die U-Bahn-Linie 5, die zwischen Lichtenberg und Alexanderplatz parallel fährt. Erst nach einer Stunde gelang es, den Zug von der Strecke zu ziehen. Auch danach fuhren die Züge auf der Ost-West-Stadtbahn über Stunden nur unregelmäßig. Zudem behinderten Bauarbeiten zwischen Grunewald und Nikolassee den Betrieb, dort war nur ein Gleis in Betrieb. Auf allen Stationen leuchtete auf den Anzeigetafeln stundenlang der Hinweis: „Ansage beachten“. Doch die waren zum Teil unverständlich, nicht nur Touristen rätselten auf überfüllten Bahnsteigen, wohin der nächste Zug nun fährt. Um 13 Uhr stellte eine Weiche im Bahnhof Priesterweg den Betrieb ein. Die S25 fuhr nur noch im 20-Minuten-Takt. Im Fernverkehr kam es vor allem am Nachmittag durch den Schnee zu vielen Störungen – ICE hatten bis zu 80 Minuten Verspätung. Jörn Hasselmann
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