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Die Ergebnisse aus der Hauptstadt: So hat Berlin gewählt
Die in Berlin schon gemeinsam regierenden Christ- und Sozialdemokraten sind die Wahlgewinner. Dazu gab es einen Rekord ganz anderer Art. An dieser Stelle werden wir Sie laufend über die Ergebnisse aus der Hauptstadt informieren.
- Katrin Schulze
- Ulrich Zawatka-Gerlach
Stand:
In Berlin sind CDU und SPD voraussichtlich die Wahlgewinner. Jedenfalls im Vergleich zur Bundestagswahl 2009. Die Christdemokraten haben erwartungsgemäß klar die Nase vorn, wie schon vor vier Jahren. Der Koalitionspartner SPD muss sich erneut mit dem zweiten Platz zufrieden geben. Aber die Genossen schneiden wohl deutlich besser ab als 2009, als Bundestags- und Europawahlen für die Berliner Sozialdemokraten desaströs ausfielen. Dagegen büßen Linke, Grüne und FDP jeweils einige Prozentpunkte ein. Die FDP schrumpft sogar dramatisch und landet auch in der Hauptstadt voraussichtlich unter fünf Prozent.
Für die rot-schwarze Koalition, die seit 2011 die Landesregierung stellt, ist das Ergebnis vorerst stabilisierend. Erstens erhalten CDU und SPD Rückendeckung von den Wählern. Zweitens schließt das deutschlandweite Wahlergebnis nicht aus, dass auch im Bund bald eine große Koalition regiert. Das könnte die Zusammenarbeit zwischen dem Bund und seiner Hauptstadt künftig erleichtern. Auch wenn es dafür keine Garantien gibt. Parteifreundschaften spielen zwischen Bund und Ländern nicht immer eine hilfreiche Rolle. Ob der Erfolg der Berliner CDU bei dieser Bundestagswahl die Union ermuntert, künftig in der Koalition mit der SPD selbstbewusster und streitlustiger aufzutreten, wird sich zeigen.
Wie in Gesamtdeutschland war auch in Berlin die Wahlbeteiligung höher als 2009. Bis 16 Uhr lag diese schon bei 58,4 Prozent und damit höher als 2009. Die höchste Wahlbeteiligung wurde zu dieser Zeit aus dem Wahlkreis 79 Steglitz-Zehlendorf gemeldet (64,0 Prozent), die niedrigste aus dem Wahlkreis 85 Marzahn-Hellersdorf mit 54,1 Prozent.
Die europakritische Allianz für Deutschland (AfD) und die Piraten werden jedenfalls in Berlin beide unter der Fünfprozentgrenze bleiben. Die Piraten, die nach ihrem sensationellen Wahlerfolg 2011 mit einer starken Fraktion im Abgeordnetenhaus vertreten sind, fielen zurück auf das sehr bescheidene Niveau der letzten Bundestagswahl.
In den 1709 Berliner Wahllokalen war vor allem schon am frühen Morgen einiges los. Mancher Wähler musste gar ein wenig warten, bis er seine Stimmen abgeben konnte - zu groß war der Andrang. Bei recht sonnigem Spätsommerwetter hatten bis zum Mittag dann 27,1 Prozent der Wahlberechtigten in Berlin ihre Stimme abgegeben, auch mehr als bei der letzten Bundestagswahl.
Dabei hatte es in Berlin nicht überall problemlos angefangen. Die Landeswahlleiterin gab zwar bekannt, dass es keine besonderen Vorkommnisse gegeben habe, dennoch öffneten zum Beispiel Wahllokale in Kreuzberg, wo der Grüne Hans-Christian Ströbele wieder als Favorit antrat, nicht pünktlich um 8 Uhr. Die Wahl-Teams hatten heute mit den üblichen Problemen zu tun, sagte der stellvertretende Kreiswahlleiter Jan Ebert. Einzelne Wahlhelfer sind nicht oder zu spät aufgetaucht. Für solche Fälle gibt es Ersatzhelfer.
Mag die Wahlbeteiligung in Berlin ähnlich hoch sein wie im Bund, die Ergebnisse sind es meistens nicht. Bei vergangenen Wahlen zeigten sich doch größere Unterschiede: Zur Orientierung hier die Ergebnisse der Bundestagswahl 2009: CDU 22,8 Prozent, SPD 20,2 Prozent, , Linke 20,2, Grüne 17,4 Prozent, FDP 11,5 Prozent und Piraten 3,4 Prozent.
Die AfD gab es vor vier Jahren noch nicht. Die erste Hochrechnung für Berlin veröffentlicht das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg erst gegen 19.30 Uhr. Mit besonderer Spannung erwartet wurden die Ergebnisse in Mitte, Pankow, Charlottenburg-Wilmersdorf und Neukölln - hier wurde ein enges Rennen vorausgesagt.
Einen neuen Rekord gibt es bei der Briefwahl. Bis zum Freitag beantragten 541.848 Berliner die amtlichen Unterlagen für eine Wahl per Post. Das waren 21,6 Prozent der Wahlberechtigten beziehungsweise etwa 30 Prozent der Wähler. Wahlkreise, in denen traditionell besonders häufig per Brief gewählt wird, sind Steglitz-Zehlendorf, Charlottenburg-Wilmersdorf und Tempelhof-Schöneberg. Die rote Laterne haben Marzahn-Hellersdorf, Lichtenberg und Treptow-Köpenick. Im Osten der Stadt wollen offenbar besonders viele Berliner Wert das schöne Ritual der geheimen Urnenwahl genießen.
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