Brandenburg: Spanferkel für Sieger und wenig Appetit bei den Verlierern
Zu einer Party im wahrsten Sinne des Wortes haben am Abend nach der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus nicht alle Parteien Grund. Während die Feiern der Wahlgewinner SPD und Grüne am Sonntag von Begeisterung geprägt waren, ging es bei der sicher auf der Oppositionsbank sitzenden CDU bedeutend ruhiger zu.
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Zu einer Party im wahrsten Sinne des Wortes haben am Abend nach der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus nicht alle Parteien Grund. Während die Feiern der Wahlgewinner SPD und Grüne am Sonntag von Begeisterung geprägt waren, ging es bei der sicher auf der Oppositionsbank sitzenden CDU bedeutend ruhiger zu. Trauer lag bei der Linkspartei in der Luft. Für sie ist der Traum von einer zweiten Legislaturperiode auf Berliner Regierungssesseln möglicherweise zu Ende. Gleichmut herrschte hingegen bei der FDP, die sich vom leichten Verlust die Laune nicht verderben ließ.
Mit einem Bier in der Hand flanierten die SPD-Genossen über den Hof des Berliner E-Werkes. Es gab Spanferkel und Krustenbraten. Als Spitzenkandidat Klaus Wowereit mit strahlendem Siegerlächeln die Fabrikhalle betrat, brandeten Begeisterungsstürme auf. Unter „Wowi, Wowi“-Rufen verkündete er: „Wir haben gewonnen und das ist auch gut so“. Am Ende seiner Rede dankte Wowereit auch seinem Lebenspartner Jörn Kubicki für dessen Unterstützung in den Wahlkampfwochen.
Der Berliner CDU-Spitzenkandidat Friedbert Pflüger erntete bei den Genossen lauten Spott dafür, dass er in einer TV-Übertragung sagte, er sei stolz auf das Ergebnis seiner Partei. Bei seiner eigenen Party im Abgeordnetenhaus kam diese Aussage besser an. Da wurde viel lieber das schlechte Abschneiden der Linkspartei beklatscht, als das eigene – ebenfalls miese – zu betrauern. Insgeheim hatten die CDU-Anhänger wohl den Beteuerungen der Parteispitze zum Trotz schon länger nur mit einem mäßigen Abschneiden gerechnet. „Dass es aber noch schlechter als beim ehemaligen Spitzenkandidaten Frank Steffel geht, das hätten wir nicht gedacht“, sagte ein Unionsmitglied.
Die Grünen fieberten im Kaisersaal im Sony Center am Potsdamer Platz den ersten Zahlen entgegen. 200 Parteimitglieder und Sympathisanten starrten mit Orangensaft- oder Biergläsern in den Händen gebannt auf die zwei aufgestellte Großbildleinwände. Riesenjubel begleitete die ersten Hochrechnungen, nach denen die Grünen einen Vorsprung auf die Linkspartei.PDS hatten. Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth wurde mit stehendem Applaus empfangen. Für Nervenstärke sorgten Bockwurst mit Kartoffelsalat, Suppe und Apfelstrudel.
Auf der Wahlfete der Linkspartei.PDS, nostalgisch angesiedelt in einem Bierzelt neben den Überresten des Palastes der Republik, heizte eine Jazz-Band ein. Das schlechte Abschneiden der CDU registrierten die Gäste noch mit Häme – dann blieb ihnen das Lachen im Hals stecken. Mit einem solch enttäuschenden Ergebnis hatte niemand gerechnet. Der Links-Fraktionschef im Bundestag, Gregor Gysi, machte daraus keinen Hehl: „Das ist eine bittere Niederlage.“ Doch gleich darauf machte Bundeschef Lothar Bisky den seinen Mut: „Lasst euch nicht bange machen. Berlin wird rot bleiben“, rief er.ddp
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